Inhalt der Printausgabe

Juni 2006


Titten, Toppen, Querschläger
aus der Welt der neusten Vulgarität
(Seite 4 von 4)

Nur mehr nonverbal-digital bzw. digital/oral kommunizieren jene zartschönen Titten-Fachfrauen im Unterrock, welche anno 2005 ausgerechnet für Hörzu sublimstschweinös Reklame hocken. Indessen die »Diplompsychologin und Drehbuchautorin« Angela Voß, 50, zugunsten des S. Fischer Verlags zwar noch ein Buch »Packt ihn, wascht ihn, schafft ihn in mein Zelt – Liebesnomadinnen berichten« von drastischen »ca. 232 Seiten« schrieb; dessen eigentliche Zentralbotschaft zur Sicherheit aber schon mal auf dem Cover visualisierte. Allerdings etwas konfus. Nicht der gemeinte zu packende und zu waschende Schwanz ist zu sehen; sondern ein von A. Voß (im Hintergrund) und ihrer linken Hand scharf angepackter superpur gebräunter Traum-Männerknackarsch vom Feinsten.
Konträr beachtlich in diesem Tabularasa-Kontext von Alleserlaubtheit aber auch das hochangereizte Geschmetter der Anni (»Ex-Superbusen«) Friesinger kurz vorm Ausbruch der von ihr dann trübselig verpatzten Winterolympiade: »Ich fokussiere mich jetzt nicht auf eine Strecke oder eine Gegnerin« – sie meint: Ich spitz mich jetzt mal gar nicht so zickenzoff-luderhaft auf die in der gleichen Liga herumrutschende Claudia Pechstein; die aber ihrerseits erfolgreich und ohne weiteren Pipifax an die unvergessen goldenen Worte ihrer Eisschnellvorläuferin Gunda Niemann-Stirnemann anknüpft, welche da einst ihr wettkampfverhinderndes Baby plausibel als »Querschläger im Bauch« begrüßt hatte; wogegen Pechstein, das alte und allzeit supergeile Lesbenmotiv Marke Hörzu unausgesprochen delikat aufgreifend, bald ihre goldbelohnte Drei-Frauen-Staffel so zusammenrafft: »Wir sind ein supergeiles Team« – die grindige Vogelgrippe möge alle drei vertilgen und hinwegraffen, und Niemann-Stirnemann nach Möglichkeit gleich mit dazu!
Doch während in diesem Wort-Bild-Fleisch-Bereich dem Unedlen J. v. Westphalen bereits lt. Buchtitel dies und jenes und vielleicht ja sogar das Eisschnepfen-Trio »am Arsch vorbeigeht«, derweil werden wohl eben deshalb ausgerechnet Antje Vollmer, Hans-Olaf Henkel und Didi Hallervorden ausgerechnet vom Verein Deutsche Sprache (VDS) damit beauftragt, per Großplakat für »die eigene Sprache« (Goethes? Didis? Hans-Olafens?) zu werben; fast simultan aber schlägt zum Dreikönigstag 2006 die für deren »Reinheit« zuständige Zeitschrift Deutsche Sprachwelt Papst Ratzinger zum heurigen »Sprachwahrer« vor; der aber, weil er ja selber dauernd italienisch reden und kauderwelschische Enzykliken schreiben muß, seinen Augsburger Bischof Mixa als Gewährsmann einsetzt, der deshalb dafür geradesteht, daß »die Kirche keine stummen Hunde sein« dürfe; aufgreifend damit vermutlich Kardinal Meisners Wort anläßlich der Papstwahl vor einem Jahr, er habe »geweint wie ein Schloßhund«; und ähnlich wie Stoiber auf dem Parteitag vom November 2005 gelitten hatte.
Akkompagniert von Peter (ZDF) Hahne und seinem extremst christlichen Bestseller mit Appellen wie: »Holt Gott zurück in die Politik«, ein bißchen verbrämter auch seitens Habermas’, der jetzt plötzlich eine »postsäkulare Gesellschaft« kommen hört und sieht, läßt sich Ratzingers Ecclesia ultima in der Folge aber auch im Nonverbalen vulgär-, ja obszönitätsstrategisch kaum lumpen. Sondern krawallt wochenlang über eine für Herbst ins Auge gefaßte verkehrstechnisch heikle »Papstmesse neben der Autobahn« bei Regensburg; daß der Papst u.U. auf die noch etwas schönere Domkathedrale in der City ausweichen könnte, auf die Idee als Pipifax kam in unseren kommunikationsfachoptimierten Zeiten offenbar schon keiner mehr.
Daß es auch das halbwegs befreundete Ausland kann, daß auch dort insbesondere Frauen schwerlich mehr zu toppen sind und sich dabei aber zuweilen auch noch richtiggehend vornehm aufführen, das bezeuge zuletzt noch die immense Literaturblattleiterin der unverbrüchlichen Neuen Zürcher Zeitung, Andrea Köhler: »(Martin) Mosebachs Satzbaukunst zeugt von formvollendetem Stil.«
Was hat sie gemeint? Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose? Ist als fokussierter Querschläger nicht mehr als stummer Hund zurückzufahren? Nein, sagen wollte die Köhler eigentlich dies: »Der supergeile Mosebach ist weder am Arsch, noch geht er mir am Arsch vorbei«, und das Ganze an modernem Wortunflat bleibt ja ergo weiterhin recht spannend.  



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt