Inhalt der Printausgabe
Januar 2006
Humorkritik (Seite 3 von 7) |
Potter, fünf, setzen! |
Mag sein, daß Leser des Romans »Harry Potter und der Feuerkelch« an dessen Verfilmung mehr Spaß haben – mir wollte diese Aneinanderreihung vermuteter Höhepunkte gar nicht gefallen, da mir bis zum Ende nicht ganz klar wurde, woraus diese aufwendigen Szenen eigentlich herausragen sollten; und auch der notdürftige Twist, in dem alle Verwicklungen als Plan des bösen Voldemort ausgegeben wurden, war ein schwacher Trost für volle 157 Minuten Blendwerk. Zumal die Demaskierung arg an die Plots alter deutscher Edgar-Wallace-Verfilmungen erinnerte, in denen sich die Täter reihenweise irreführende Plastikmasken von den Gesichtern zerren. Heutzutage wird dann eben gemorpht. In mein Fach fallen allerdings nur die Versuche, komische Wirkungen zu erzielen, die in ihrer kümmerlichen Einfalt nicht einmal das jugendliche Fanpublikum zum Lachen bringen konnten. Das lag hauptsächlich an den erwachsenen Darstellern, die auf eine Art chargieren, die selbst bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg noch als aufdringlich empfunden werden dürfte. Das Karikieren ihrer Figuren wird auf Dauer auch die jugendlichen Hauptrollen beschädigen, zumal mir unklar blieb, in welcher Beziehung Harry Potter zu seinen Mitschülern stand: Das Umschlagen von Verachtung und Spott in Anerkennung und Verehrung war ebensowenig einleuchtend wie die Regeln, nach denen sie miteinander konkurrierten; und das trotz oder gerade wegen der dauernden Moderationen des guten Rektors Dumbledore. Motive wurden nach Bedarf eingeführt und wieder vergessen, Szenarien um der reinen Bildwirkung willen sinnlos gewechselt, Ankündigungen überraschungsfrei erfüllt, Klischees gnadenlos bedient – manche mögen das magisch finden, doch wenn Sie mich fragen: Mag isch nischt. |
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