Inhalt der Printausgabe

Februar 2006


Mehr Wagen wagen!
Vorschau auf ein Superautojahr

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Da kann Opel aus seinen kleinen Auspüffen natürlich nicht gegen anstinken; will aber auch gar nicht, sondern bringt wieder zahllose herrlich praktische und herzlich mißglückt aussehende Fahrzeuge in den Handel. Da man mit denen im Straßenverkehr meist übersehen wird, fährt einem auch so schnell keiner aus Neid hintenrein; sondern nur aus Verachtung.



Ärgerlich bloß, daß man die neuen Opels auf Parkplätzen so leicht verliert oder, schlimmer noch, mit den neuen Fords verwechselt.
Dort hat dieses Jahr indes Familienfreundlichkeit Vorrang. Pünktlich zu den Osterferien lockt eine geräumige Großraumlimousine mit schallgedämpften Kindersitzen, Spielekonsolen an jedem Platz und sogar einer Waschmaschine, falls unterwegs mal ein häßliches Malheur passiert. Der hohe Waschmittel bzw. Dieselverbrauch läßt sich bei der derzeitigen Preislage gerade noch verschmerzen, und Asthma haben die Kinder ja sowieso schon.
VW will es ausnahmsweise auch mal wieder mit Autos probieren. Zur Freude der Kunden offerieren die Wolfsburger im Sommer welche mit Dachgepäckträger und im Winter welche mit Schneeketten. Speziell für die Landjugend entwickelt hat Volkswagen einen achteckigen Kleinwagen für die Discoheimfahrt am Wochenende, in dem man dank Innenpolsterung und Kopfkissen zur Beerdigung gleich liegenbleiben kann. Der Glanzpunkt wird allerdings im November gesetzt: eine riesige, superteure Luxuskarosse mit Plasmabildschirm statt Frontscheibe und prächtigen Kronleuchtern im Fond, mit der man dem Phaeton Marktanteile abjagen will.
Radikal neue Wege geht auch Toyota. Der japanische Autogigant hat die dauernden Klagen seiner Kundschaft satt, die Autos seien »ja nie in der Werkstatt« und »überhaupt total langweilig«, und bietet deshalb zum 3. Quartal vorverrostete Wagen an – gegen Aufpreis natürlich! Außerdem droht man zum Winter mit charaktervollerem Design, edlerem Interieur und schwereren Verletzungen beim Unfallgegner.
Fiat präsentiert dagegen eine Palette von frechen Kleinwagen für die selbstbewußte junge Frau von heute, die ihren eigene Kopf hat und damit auch mal durch die Windschutzscheibe will. Ein
Sondermodell mit besonders großen Hupen soll selbst Lastwagenfahrer aus dem Tiefschlaf wecken. Als besonderes Angebot für verwöhnte junge Damen wird es im Frühjahr ein Cabrio mit serienmäßig integriertem Fettabsaugstutzen geben, an gesichtsstraffenden Sicherheitsgurten arbeiten die Italiener derzeit noch.

Auch die Franzosen von Citroën und Peugeot werfen für alle Fälle und Unfälle schnell noch ein paar Autos auf den Markt, ehe das Jahr vorüber ist. Diese werden neuerdings mit Sitzen ausgestattet, damit man sich auf der Flucht vor der Polizei nicht den Hintern verkühlt. Außerdem sollen hier Preis, Design und Technik stimmen, jedenfalls wenn die Prospekte nicht lügen.



Zugeknöpft gibt man sich nur bei Renault. Brancheninsider munkeln von zwei bis drei neuen Autos, die die Entwickler angeblich »in der Pipeline haben«, aber wie man das von Renault kennt, kommt hinterher wahrscheinlich doch wieder ein Rührstab oder Flugzeugträger heraus.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt