Inhalt der Printausgabe
Februar 2006
Vom Fachmann für Kenner (Seite 5 von 12) |
Das Wort zum Sonntag Die raumfüllend erdgeruchverströmende, völlig in Schwarz gekleidete sowie mit reichlich Silberschmuck drapierte Person blieb im Gang des Raucherabteils stehen, als sie den jungen Mann erblickte, dessen Garderobe in etwa der ihren entsprach. Sie starrte ihn so lange an, bis er widerwillig seinen Nebenplatz freiräumte, und zeigte ihm darauf ein Lächeln, das drei, vielleicht vier dunkelgraue Zahnruinen freilegte. Dann begann sie mit alkoholgetränkter Quäkstimme zu klagen, sie suche Kontakt zur schwarzen Szene, ob er etwas wisse. Er verwies mürrisch auf irgendein Festival, das in vier Monaten stattfinden werde. »In vier Monaten, hoffentlich bin ich dann noch da«, heulte die Gequälte. Nach langem Schweigen startete sie einen letzten Versuch: »Gibt’s in Finsterwalde auch eine Szene?« »Wo soll das denn sein?« entgegnete er schroff und sah daraufhin nur noch auf sein Handy, aus dem in regelmäßigen Abständen schauerliche Melodien flossen. Zwei Tage später sah man die beiden in friedlicher Eintracht mit einer Flasche Sangria am Bahnhof von Aschersleben. Da sage noch einer, es gebe keinen Gott. Gregor Mothes
Stationsliebling Wenn man wg. Ausschabung der Nasennebenhöhlen in der schönen Aschaffenburger Hofgartenklinik liegt, zwei Zimmergenossen nachts so laut schnarchen, daß man das Zimmer flieht und, nach etlichen Minuten ratlosen Herumstehens auf dem dämmerlichten Flur, sich geheim und mäuschenleise in die leere Intensivstation legt, dort endlich einschläft und nun gleichfalls lauthals zu schnarchen und zu röcheln beginnt, dann macht einem die panisch herbeieilende Nachtschwester zwar nicht grade schöne Augen; extrem große aber doch! Thomas Gsella
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