Inhalt der Printausgabe

Februar 2006


Vom Fachmann für Kenner
(Seite 5 von 12)

Das Wort zum Sonntag
Die raumfüllend erdgeruchverströmende, völlig in Schwarz gekleidete sowie mit reichlich Silberschmuck drapierte Person blieb im Gang des Raucherabteils stehen, als sie den jungen Mann erblickte, dessen Garderobe in etwa der ihren entsprach. Sie starrte ihn so lange an, bis er widerwillig seinen Nebenplatz freiräumte, und zeigte ihm darauf ein Lächeln, das drei, vielleicht vier dunkelgraue Zahnruinen freilegte. Dann begann sie mit alkoholgetränkter Quäkstimme zu klagen, sie suche Kontakt zur schwarzen Szene, ob er etwas wisse. Er verwies mürrisch auf irgendein Festival, das in vier Monaten stattfinden werde.
»In vier Monaten, hoffentlich bin ich dann noch da«, heulte die Gequälte. Nach langem Schweigen startete sie einen letzten Versuch: »Gibt’s in Finsterwalde auch eine Szene?«
»Wo soll das denn sein?« entgegnete er schroff und sah daraufhin nur noch auf sein Handy, aus dem in regelmäßigen Abständen schauerliche Melodien flossen. Zwei Tage später sah man die beiden in friedlicher Eintracht mit einer Flasche Sangria am Bahnhof von Aschersleben. Da sage noch einer, es gebe keinen Gott.
           Gregor Mothes


Stationsliebling
Wenn man wg. Ausschabung der Nasennebenhöhlen in der schönen Aschaffenburger Hofgartenklinik liegt, zwei Zimmergenossen nachts so laut schnarchen, daß man das Zimmer flieht und, nach etlichen Minuten ratlosen Herumstehens auf dem dämmerlichten Flur, sich geheim und mäuschenleise in die leere Intensivstation legt, dort endlich einschläft und nun gleichfalls lauthals zu schnarchen und zu röcheln beginnt, dann macht einem die panisch herbeieilende Nachtschwester zwar nicht grade schöne Augen; extrem große aber doch!
Thomas Gsella



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt