Inhalt der Printausgabe
April 2006
Humorkritik (Seite 7 von 11) |
Kleinkunstwochenende |
Da hat man seit einem halben Jahr fest und verbindlich vor, gemeinsam auf ein spezielles Konzert zu gehen, bei dem es derart scheppern, krachen, holzen, dröhnen, wummern, knüppeln, knallen, bolzen, sausen, brausen, brummen, brettern, donnern, rumsen, gewittern, föhnen, fegen, stürmen und jaulen dürfte, daß es sehr schön und danach für die nächsten zwei Jahre wieder mal gut sein wird; und dann sagt der Freund drei Wochen vorher, darauf angesprochen, wie man denn nun demnächst in die ferne Stadt, in der sich das alles ereignen werde, gelangen wolle, mit der größtmöglichen Selbstverständlichkeit: »Ich kann nicht. Da haben wir Kleinkunstwochenende. Der Peter kommt auch, die Gisela kommt mit, es kommen alle.« Hätte er geantwortet: »Oh, das wird jetzt doch eng. Unser Kater Patzi hat sich eine üble Bronchitis eingefangen, die hat er bis dahin mit Sicherheit nicht auskuriert. Den kann ich keinen ganzen Abend allein lassen«; oder: »Du, sorry, ich hab’ grad gestern übers Internet so ’n Angebot reinbekommen, drei Tage Powerradeln in den Alpen für 130 Eier all inclusive. Das geht genau an dem Abend los« – man hätte es verstanden und seinen Rückzieher ohne Murren akzeptiert. Aber: »Kleinkunstwochenende«? »Ja, Kleinkunstwochenende. Eine Riesensache wird das, von Freitag bis Sonntagabend. Kabarett der Spitzenklasse, Revuen, Varieté und, und, und«, fuhr mein Freund fort und streute dann diverse Namen von diversen Kleinkunst-Spitzenacts, die sie sich da alle miteinander, vom Peter über die Gisela bis zu wem auch immer, zu Gemüte führen werden: Karikiki oder Kikerikiklitoris oder Kaputtnitzki oder wie oder was oder wer, ich hab’ den genauen Wortlaut vergessen. Was aus dieser Welt geworden ist, ist jetzt langsam mal klar. Sollte sich dieser Irani, dieser zauselige, bitterdumme gleichwie ernste Wrackkopf mit seinen Nukleardickmachern dazu entschließen, unser braves Europa zu planieren, ich glaub’, ich wär’ ihm momentan nicht mal sonderlich böse. So geht es doch nicht weiter. Zumindest sollte ich quarzhart humorlos eine Freundschaft aufkündigen. |
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