Inhalt der Printausgabe

Oktober 2005


F.K. Waechter lebt!
(Seite 1 von 4)

Danzig, Kurzfassung
Daniel, Günter und Friedrich Karl. Drei Söhne Danzigs. Vaterstadt war gute Mutter, gab jedem ein Tuschegläschen und eine Zeichenfeder mit auf den Lebensweg und schickte sie in die weite Welt. Wer hat das echte Zauberzeichenzeug? Ein Ding von unschätzbarem Wert, es hatte die geheime Kraft, vor Gott und den Menschen angenehm zu machen.
Der Älteste zog hinaus ins 18. Jahrhundert, nach Berlin, illustrierte die deutsche Aufklärung, Auftraggeber Lessing und Lichtenberg. Daniel Chodowiecki sein Name, überlebte mehrere Kriege, wurde Präsident der Akademie, starb hochgeehrt 1801.
Günter Grass, geboren am gleichen Tag wie Daniel, 201 Jahre später. Überlebte einen Weltkrieg, ging nach Berlin. Bildhauerei, dicke Bücher, Präsident der Akademie. Und Zeichnerei: »Ich zeichne eigentlich immer, auch wenn ich nicht zeichne.« Nobelpreis – da hat er wunderbar getanzt in Stockholm im Frack.
Friedrich Karl Waechter, Danzig, Jahrgang 1937. Krieg überstanden, »1944/45, um die Jahreswende, fliehen wir auf der Anita Najade, Netzleger Nr. 4, in 15 Tagen über die verminte Ostsee bis Warnemünde. Es gibt nur Feldpostpapier zum Zeichnen…«
Dann ging er – nein, nicht nach Berlin. »Mit meiner Mutter, einer alten Tante und meinen beiden Geschwistern erreiche ich mit der Eisenbahn und am Ende mit einem strohbedeckten Pferdewagen das Dorf Sahms im Südosten Schleswig-Holsteins…«
Dann Mölln – Eulenspiegel? geschenkt! –, dann zum Studium nach Hamburg, Kunstschule Alterdamm, Ausbildung zum Gebrauchsgrafiker; erste Stelle in Freiburg bei der Oberbadischen Annoncenexpedition (OBANEX). Dann, 1962, Frankfurt. Chefgrafiker bei Pardon . Und fortan wird mit den Jahren auch den Blinden klar, daß er es war, der über jene magische Zeichengabe verfügt, Sie wissen schon.
In einem zeitgenössischen Nachruf auf Daniel »Aufklärung« Chodowiecki, den ersten Danziger Großmeister, heißt es: »(Er ist) der Stifter einer neuen Kunstgattung in Deutschland: der Darstellung moderner Figuren mit einer Wahrheit des Ausdrucks und einer unnachahmlichen Laune, verbunden mit der strengsten Hinsicht auf sittliche Besserung«.
Nichts anderes hatte doch Adele im Sinn, Waechters Hauptfigur auf seinem gloriosen Blatt: »Adele zeigt ihren Brüsten die Männer«.


Tod endlich besiegt!


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt