Inhalt der Printausgabe

Dezember 2005


Platzeck kommt
Stoiber geht


(Seite 6 von 6)

Aber gegen solche von überlanger Damenhand vorbereitete, im Grunde undurchsichtige Intrigen sind Männer wie Stoiber (und Münte) machtlos. Für sie gelten noch Grund- und Gegensätze, gelten noch die klaren Dichotomien von Zucht, Ordnung und Anstand hie vs. Bolschewismus, Querfickerei und Türkentum da. Gelten gerade im Sexualethischen unverzichtbare Axiome wie jenes, daß man sich Appetit zwar draußen holen könne (U.v.d. Leyen), gegessen aber zu Hause werde (»Muschi« Stoiber), wenn überhaupt – da wird die Karriere einer kinderlosen geschiedenen Frau aus dem Osten, die sich bezeugtermaßen mehrfach und geradezu »wahllos« (Merkel-Biograph Gerd Langguth) hingegeben hat, schnell zum Sinnbild eines Sitten- und Abendlandverfalls in extenso; wie aber auch zum Zeichen dafür, daß man selber die letzten Jahrzehnte evtl. ganz umsonst kalt geduscht und gewoxelt und sich das Flachlegen ganzer Sekretärinnenkohorten verkniffen hat, wenn auf den erklärten Polygamisten Schröder eine quasi-nymphomane Sexamazone aus dem FKK-affinen Osten folgt. Und einen Anstands- und Wertewauwau wie Stoiber gleich doppelt in den Sack haut.
Was einer wie Stoiber freilich nie und nimmer erträgt. Sich einer Frau unterordnen, deren öffentliche Rede zwar vollinhaltlich auf dem eigenen, dem Stoiberschen Niveau gondelt, rhetorisch aber sogar noch armseliger, ja um Grade jämmerlicher würgt; einer Frau, die nur in der CDU ist, weil es da vor 15 Jahren »einen Computer gab« (Merkel); einer Frau, die es in puncto Sexappeal mit weder Stoiber noch Söder/Beckstein im geringsten aufnehmen kann – einer solch kreuzlibertären Kuh und Frechheit am Ende »dienen« (dies.)? Das mußte und muß einem wie Stoiber als Verrat am eigenen Ideal vorkommen.
Ein Ideal, das freilich weit überholt ist, was jetzt und schließlich auch Edmund Stoiber lernt, der überdies hilflos mitansehen muß, wie ein weiterer Sozialist und Weiberheld in die große Bundespolitik einzieht und mit ekelhafter Liberalitas, ja »Kompromißfähigkeit« (Platzeck) punkten will, ohne den ganzen Bierzelt- und Faschismuskrampf je mitgemacht zu haben; während Stoiber sich in München auch noch mit dem ganzen Gschwerl rumschlagen darf, das nach jahrelanger Demütigung jetzt Revanche wittert und den Leitwolf bei nächster Gelegenheit hinter die sieben Berge zurückbeißen wird, von wo er einst gekommen war.
Wer aber verzweifelt stirbt, lehrt der von E. Stoiber wie nichts sonst gehaßte Adorno, dessen ganzes Leben war umsonst; und daß Stoiber sich das, am faktischen Ende eines langen politischen Lebens, von ausgerechnet diesem Arschloch sagen lassen muß, ist vielleicht sogar das Schlimmste.


    1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt