Inhalt der Printausgabe
September 2004
Humorkritik (Seite 5 von 7) |
Valentin Sailer |
Just vor ein paar Tagen, auf der jährlichen Humorkritik-Tagung im fränkischen Aufseß, steckte mir der Münchner Gastredner ein Büchlein zu, ein extra für mich angefertigtes Einzelexemplar, wie sich herausstellte. (Dieses Unikat kann gegen Vorlage eines gültigen Personaldokumentes bei mir eingesehen werden.) Der Gastredner und Autor heißt Michael Sailer, und mein erster und nunmehr auch mindestens zweiter bis neunter Eindruck von seinen Texten ist, daß pointenfixierte Gagleser daran wenig Freude hätten. Wer jedoch verfolgen möchte, wie souverän und gemütserhellend es Michael Sailer gelingt, dem blöden Alltag bunteste Komik abzuluchsen, der sollte schleunigst seine drei Sammelbände ("Eure Armut kotzt mich an", 2000, "In Wahns Welt", 2002, und "Einladung zur Enthirnung", 2003) bestellen, die er über Book on Demand hat drucken lassen. Ich hasse diese Produktionsform nach wie vor und aus gutem Grund, aber hier mache ich gerne eine Ausnahme, zumal Michael Sailer von demütigenden Ablehnungsformbriefen kleiner wie großer Verlage die Nase voll hat. Seine gesammelten Geschichten und Minidramen jedoch, die er für verschiedene Münchner Hefteln und seit einiger Zeit für die "Wahrheit"-Seite der taz verfaßt, wären für den Papierkorb viel zu schade. "Amüsante Provokation", wie es die Abendzeitung nennt, ist das gewißlich nicht, aber ein herzensguter, sonniger Anarchismus, der an der rechten Stelle gewaltig granteln kann. Lebte Karl Valentin heute, er hieße nicht gleich Michael Sailer. Aber läse ihn doch. |
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