Inhalt der Printausgabe

Oktober 2004


Dröge Politik? Droge Politik!
DIE PARTEI informiert
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Alle Parteien wollen dasselbe:
ein Deutschland, das zusammenwächst, und "Reformen" auf Kosten der TITANIC-lesenden Unterschichten. Immer mehr Bürger finden aber, daß wir dann eigentlich keine Parteien mehr brauchten, und gehen auf die Straße. Doch um diesen zutiefst antidemokratischen Affekt zu bannen und den Menschen das Vertrauen in die Politik zurückzugeben, haben wir ja schließlich Die PARTEI gegründet! Und um die Menschen in Scharen von der Straße zurück in die Wahlkabinen zu treiben, sind wir von der PARTEI jetzt ebenfalls auf die Straße gegangen, genauer: die Berger Straße im Frankfurter Unterschichten-Stadtteil Bornheim.


 


Nie war die Zeit so reif für die Gründung der PARTEI wie im August 2004. Daß Osten und Westen nicht zusammenkommen wollen, belegen schließlich nicht nur üble Vorurteile, böse Unterstellungen und fiese Ressentiments, sondern auch Wissenschaft und Demoskopie. Mediziner der Universität Leipzig fanden soeben heraus, daß ein Umzug in den Osten Westdeutsche depressiv und krank macht. Parteienforscher stellen allerorten eine Erosion des demokratischen Bewußtseins fest, im Osten zudem die wachsende Neigung zu ewigen Montagsdemonstrationen, unseriösen Polit-Sekten wie der PDS und Dauergenörgel. Und nur fünf Wochen nach Gründung der PARTEI mit ihrem Kernziel der Wiedererrichtung der Mauer passiert was? Der Stern meldet unter der Überschrift "Jeder fünfte Deutsche wünscht sich die Mauer zurück": "Fast 14 Jahre nach der Wiedervereinigung wünschen sich 21 Prozent der Deutschen die Mauer zurück (Ostdeutsche: 12 Prozent, Westdeutsche: 24 Prozent), so das" - laut Stern - "überraschende Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Stern."
Uns überrascht das nicht; wir wundern uns nur, daß es nicht mehr sind, z.B. 50 oder 99 Prozent - wahrscheinlich ein Vermittlungsproblem! Deshalb machen wir uns an einem herrlichen Spätsommertag auf den Weg nach Bornheim, um den Menschen zu zeigen, daß Veränderungen in Deutschland nicht unbedingt schmerzhaft und qualvoll sein müssen, sondern im Gegenteil: wohltuend und prachtvoll.

 


Vermittlungsproblem erkannt -
Vermittlungsproblem gebannt


Wir brennen vor Politikvermittlungslust! Auf der Anfahrt üben wir schnell noch einmal gemeinsam den korrekten Parteinamen, der selbst Mitgliedern des Bundesvorstands erstaunlich schwer von den Lippen geht: "Partei für Arbeit, Rechtsschutz, Tierstaat... öh, wofür stand jetzt noch mal das E?"
Ein letzter Blick ins PARTEI-Programm, dann tauchen wir unter blitzeblauem Himmel in einer der beliebtesten Einkaufsstraßen der Mainmetropole wieder auf. Am pittoresken Uhrentürmchen, zwischen Straßencafé und Fotogeschäft, stellen wir uns und unsere Plakat-ständer auf. Jetzt geht's los: Menschen fischen, Stimmen fangen, verschüttgangene Politikbegeisterung wecken!

 



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt