Inhalt der Printausgabe
November 2004
Humorkritik (Seite 7 von 8) |
Mißstände und Kabarett |
Das Kabarett erfreute sich in der DDR stets großer Beliebtheit, womöglich weil es seinen Besuchern wenigstens einen Rest von riskanter Verruchtheit vorgaukelte und mit einem Hauch von Frechheit und Abenteuer erfrischte. Auch heute gibt es Truppen, die in den Ostgebieten unterwegs sind und ihr Publikum finden. Die "Compagnie de Comédie" der Leipziger Autoren Jan Schütt und Tom Reiche gastierte jüngst in Rostock. Nicht daß ich mir ihr neues Programm "Dem Volk aufs Maul" angesehen hätte, nein, mir genügte bereits die Vorankündigung in der Rostocker Volkszeitung. Da gab es ein Foto von zwei kaspernden Kabarettisten mit der Unterzeile: "Bissig nehmen die Schauspieler der ›Compagnie de Comédie‹ heute Mißstände in den deutschen Landen auf die Schippe." Überrascht war ich, als ich die Überschrift zum folgenden Zweispalter las: "Kabarett nimmt Mißstände in bissiger Weise auf die Schippe". Und mein Erstaunen verwandelte sich in Entzücken, als ich darunter die Erklärung fand: "Sie (die Autoren) nehmen in ihren Texten auf bissige Weise die Mißstände in deutschen Landen auf die Schippe." Ich weiß nicht, ob es nur mir so geht, aber ich finde dies dreifache Hoch irgendwie komisch. Komisch? Ja, komisch. |
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