Inhalt der Printausgabe
November 2004
Vom Fachmann für Kenner (Seite 1 von 16) |
Anheischig Hiermit rufe ich zum vermehrten Gebrauch des Wortes anheischig auf. Es klingt passabel, hat eine prima Bedeutung und ist ziemlich unverbraucht. Folgen Sie meinem Beispiel, und machen Sie sich anheischig. Es soll Ihr Schaden nicht sein! Ralf Welteroth
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Voll schwul Die Jugend von heute ist auch nicht mehr das, was sie mal war. Als ich die Tage in die Berliner U 6 einstieg, wurde ich von zwei fröhlichen jungen Männern begrüßt: "Ey guck disch den an, Alta, voll schwul, der Typ! Ey bistu schwul oder was, Alta!?" Ich sah mich um. Tatsächlich, die meinten wohl mich. Albernerweise zog ich zu deeskalatorischen Zwecken meinen 770-seitigen Tagebuchband des schwulen Harry Graf Kessler (1868-1937) aus der Tasche und tat so, als läse ich aufmerksam darin. "Boah ist der Panne, Alta, kiekma, jetzt liest der ooch noch 'n dicket Buch, ick jloob det nüscht!" Sicher ist es nicht schlecht, dachte ich später, sich hinterher in aller Ruhe in die Schreibkammer zurückzuziehen und einen beißenden Text über solche freundlichen Mitmenschen zu verfassen. Aber der sofortige Einsatz eines Baseballschlägers wäre sicherlich das bessere Argument. Jan Süselbeck
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