Inhalt der Printausgabe

Mai 2004


Sucht-Report


Liebe TITANIC-Leser!

DIE SUCHT NACH RAUSCH UND EKSTASE, NACH DER FLUCHT IN Scheinwelten und anschließenden Kopfschmerz ist eine dem Menschen zutiefst immanente.

Martin Sonneborn
Martin Sonneborn
Aus diesem Grund hat uns das medienwirksame Bekenntnis eines Spiegel-Redakteurs, über Jahre hinweg heroinabhängig gewesen zu sein, auch nicht sonderlich überrascht. Viel schockierender wäre es doch gewesen, wenn ein Redakteur beim Spiegel über längere Zeit ohne die Hilfe harter Drogen überlebt hätte. Und bevor demnächst auch noch ein Arbeiter von Holzmann auspackt, er habe jahrelang auf dem Bau klammheimlich Bier getrunken, möchte ich öffentlich machen, daß natürlich auch wir hier in der Redaktion fast täglich mit Hilfe von Alkohol, Schnitzel-Exzessen, selbstgezüchteten Pilzen, Cola Light-Orgien oder Buntstiften dem Grau des Alltags zu entfliehen suchen.

Neben der FDP und den Jungsozialisten der PDS unterstützt seit neuestem eine weitere gesellschaftlich geächtete Randgruppe unsere Schmutzkampagne gegen Johannes B. Kerner, das ZDF und den Rest der deutschen Fernsehsender: die Redaktion von TV TODAY (Abb.). Diese unerwartete Hilfe wissen wir um so mehr zu schätzen, als das Magazin offenbar nicht in erster Linie auf die eigene Existenzberechtigung schaut.

TV TODAY 08/2004

Um sich finanziell zu sanieren, empfiehlt die defizitäre Süddeutsche Zeitung die 50 wichtigsten Werke der Weltliteratur und bietet die Bücher am Kiosk auch gleich zum Verkauf an. Da auch wir traditionell um die Volksbildung besorgt sind, empfehlen wir Ihnen hier einige Werke, die TITANIC-Redakteure kennen und schätzen: "Bayerisches Kochbuch" (Hintner), "Was ist was: Dinosaurier" (Nagel), "Pippi Langstrumpf" (Gärtner), "Jack London: König Alkohol" (Tietze), "Telefonbuch Gütersloh" (Rürup), "Der große Kosmos Pilzführer" (Werner), "Th. Gsella: Generation Reim" (Gsella), "Zettels Albtraum" (Glockenhell) und irgendwas von Rosamunde Pilcher. Da wir nicht defizitär arbeiten, müssen Sie die Schinken allerdings wie üblich aus der Leihbücherei entwenden.

Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn





Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick