Inhalt der Printausgabe

März 2004


TITANIC-Monatsgespräch
Das Weltall und wir
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TITANIC Guten Tag, Octo, Dr. Dunkel, ich begrüße Sie. Das Hubble-Teleskop hat erstmals Sauerstoff und Kohlenstoff in der Atmosphäre eines Planeten außerhalb unseres Sonnen-systems entdeckt. Seid ihr überrascht?
Octo (nicht überrascht) Nein, ich bin nicht überrascht.
Dr. Dunkel (auch nicht überrascht) Ich auch nicht.
TITANIC Glaubt ihr denn, daß irgendwo außerhalb unseres Sonnensystems Leben existiert?
Octo Ja, denn sonst gäbe es ja auch kein Paradies, und als gläubiger Mensch hofft man ja, daß man mal vom lieben Petrus hereingelassen...
TITANIC (unterbricht) Entschuldigung, aber ist das nicht eine wenig wissenschaftliche Argumentationsweise?
Octo Ich möchte darauf hinweisen, daß die meisten Wissenschaftler Mitglied in der Kirche sind, und deshalb kann man das nicht so hinwegwischen. Diese Frage kann man sich schon stellen.
Dr. Dunkel Aber die Frage ist ja, ob wir uns vorstellen können, daß es außerhalb unseres Sonnensystems noch Leben gibt.
Octo (nachdenklich) Ich kann es mir schon vorstellen. Ich glaub es auch. Ja, ich glaube, es gibt noch Leben.
TITANIC Weiter.
Dr. Dunkel Ich hab gerade den Mund voll, Moment, ja. Grundsätzlich kann ich mir auch vorstellen, daß es in anderen Sonnensystemen Menschen, Tiere oder was auch immer gibt. Aber es liegt mir fern jetzt zu entscheiden, es könnte da oder da sein.
Octo Ja, wir wissen ja nicht mal, ob das Weltall sich ständig ausdehnt oder ob es pulsiert und irgendwann wieder kleiner wird. Es ist ja diese Urknall-Theorie, also die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, daß irgendwann einmal das ganze Universum in einem gigantischen Energieknall entstanden ist. Und ob sich das Universum ständig weiter ausdehnt, so wie es im Moment der Fall ist, oder...
TITANIC (erschrocken) Wir befinden uns gerade in einer Ausdehnungsphase?
Octo (beruhigend) Ja, seit dem Urknall. Wir wissen aber nicht, ob es vorher vielleicht schon weitere Urknälle gab, die dann wieder ineinander zusammengefallen sind danach, oder ob wir der allererste Urknall sind...
Dr. Dunkel Also, wie ich das mal verstanden habe, Octo, sieht das doch so aus: Wenn wir zum Himmel schauen, die Sterne sehen, ist das doch die Vergangenheit. Das All verändert sich ständig, es wird immer größer, es wird immer weiter neue Sterne geben, und zwar in der Zukunft.
Octo (sachlich) Ja.
Dr. Dunkel Dort, wo wir jetzt zur Zeit nicht hinschauen können oder vielleicht nicht so weit kucken können, da entsteht die Zukunft.
Octo Ja, ähm.
Dr. Dunkel Das heißt, es gibt irgendwo eine Unendlichkeit.
Octo Ja, wir müssen vor allem einmal über-legen: Wie ist das Universum denn aufgebaut? Und da befinden wir uns ja zunächst einmal auf der Erde, um die kreist der Mond, und das ist also alleine schon die Situation, bei der ein Gestirn das andere umkreist. Und dann ist es so, daß die Erde und alle die anderen Planeten mit ihren Monden dann noch um die Sonne kreisen. Das ist dann unser Sonnensystem. Aber das ist ja nicht alles. Wenn wir in den Himmel schauen, dann sehen wir ja lauter helle Sterne und...
TITANIC (beeindruckt) Moment mal, wir können rausgucken aus unserem Sonnensystem?
Octo Ja, wir sehen viele fremde Sterne. Der Polarstern z.B. ist eine Sonne. Die ganzen Tierkreiszeichen am Sternenhimmel bestehen im Grunde aus fremden Sonnen...
Dr. Dunkel (trotzig) Bisher waren das für mich Sterne.
TITANIC Für mich auch. Die heißen ja auch Sterne. Polarstern z.B.
Octo Ja, aber wenn wir näher rangehen könnten, an den Polarstern, dann würden wir sehen, daß er auch eine Art Sonne ist und wahrscheinlich auch Planeten hat, die ihn umkreisen.
TITANIC Näher ran? Das Hubble-Teleskop ist doch irgendwo da draußen, oder?
Octo (freut sich) Ja, dem mußte man ja ohnehin eine Brille aufsetzen, dem Hubble-Teleskop. Das war ja eine ganz spektakuläre Sache. Das Hubble hat ja ein ganz raffiniertes Spiegelsystem, aber eine Fehlsichtigkeit, weil die Wissenschaftler sich da verrechnet haben. Die haben die technischen Daten des optischen Systems falsch realisiert, und dadurch konnte die ganze Schärfe gar nicht genutzt werden.
Dr. Dunkel (freut sich auch) Das Hubble-Teleskop hatte die Linsen falsch eingesetzt, die Linsen hatten eine falsche Krümmung.
TITANIC (erstaunt) Sie haben es erst gemerkt, als das Ding oben war?
Octo Ja, das war ja das Peinliche an der Sache.
Dr. Dunkel Die Linsen hatten eine falsche Krümmung, und dadurch hat Hubble nur unscharfe Bilder geliefert am Anfang.
Octo Und dann hat man ja danach dann noch diese computeroptischen Verfahren verfeinert. Dadurch konnte man dann aus den schlechten Bildern des Hubble-Teleskops noch ein bißchen mehr Schärfe quasi nachträglich hinzurechnen. Das ist dasselbe, was die Pixel-Plus-Fernseher von Philips auch machen, die rechnen zusätzliche Bildzeilen hinzu und...
TITANIC Das heißt aber, das Hubble befand sich in einer Umlaufbahn.
Dr. Dunkel (nachdenklich) Ich weiß nicht, ob das in einer Umlaufbahn...
Octo (empört) Doch, doch, doch, doch! Sonst wäre man ja nicht hingekommen!
TITANIC Und warum will die NASA Hubble jetzt aufgeben?


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick