Inhalt der Printausgabe
Juni 2004
Briefe an die Leser (Seite 3 von 13) |
Swantje Schmidt-Bundschuh, Bayreuth! Wiewohl erst zwanzig, weigern Sie sich in einem Leserbrief an die Zeit "hartnäckig, die Entwicklung zur sogenannten Spaßgesellschaft mitzuvollziehen", und scheuen selbst um den Preis, "als ›hinterwäldlerischer Spießbürger‹ verdammt zu werden", sich nicht, "mit Schlagworten wie Wohlstandsverwahrlosung, Politikverdrossenheit und Kommerzialisierung die Verfallserscheinungen der heutigen Gesellschaft anzuprangern". Denn: "Plastische Beispiele dafür gibt es zuhauf: Sei es der adrett gekleidete Büroangestellte, der morgens in die Bild-Zeitung hineinkriecht, um Bildchen und Buchstaben förmlich herauszusaugen, oder der sich mit Bässen volldröhnende Student, der mittels Heavy Metal versucht, den Stumpfsinn zu betäuben (oder ihn aber erst hervorzurufen), oder die betagte Dame, die in einer gekonnten mitleiderregenden Selbstinszenierung dem ganzen Bus ihre Krankheitsgeschichte kundtut. … Weil die Wahrnehmungsfähigkeit durch Überflutung und Überfütterung derartig abgestumpft ist, findet heute nur noch eine Minderheit Gefallen am vielfältigen Kunstwerk Oper." Und warum ist das alles so, njam, unerhört? "In den Massenmedien sollte richtigerweise das Hauptübel gesehen werden." Fein, Swantje Schmidt-Bundschuh, beobachtet. Daß aber, andererseits, so frühbetagte, kerngesunde, studienrätliche und deswegen auch Zeit-lesende Jungfern, die Rock'n' Roll für Satanswerk halten und jede Zauberflöte für eine Mozart-Oper, schon in jungen Jahren so verkniffen-altklug daherheißen müssen wie Abteilungsleiterinnen im Jugendamt, nämlich eben "Swantje Schmidt-Bundschuh", das findet dann fast wieder schön; wo nicht traurig: Ihre spaßfixierten Spießbürger von Titanic
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