Inhalt der Printausgabe
Juni 2004
Humorkritik (Seite 8 von 8) |
Ben Stiller |
In einer frühen Folge der nun zu Ende gehenden Sitcom "Friends" spielt Ben Stiller einen Spinner, der mit Jennifer Aniston ausgeht. Danach schien es wenig wahrscheinlich, daß sich die Wege der beiden noch einmal kreuzen. Jennifer Aniston verdiente im Fernsehen mit keimfreier Comedy Millionen, während Ben Stiller mit "Verrückt nach Mary" (Regie Bobby und Peter Farrelly) ein Kino-Komödienstar wurde. Doch statt der Freude an Anarchie und Tabubruch übernahm Stiller von den Farrelly-Brüdern den Sinn fürs Familiäre. In den folgenden Jahren produzierte der Sohn eines New Yorker Komikerpaares jede Menge Filme, in denen man sich brüderlich half und jede Menge Credits verschaffte. Owen Wilson, der an "Royal Tenenbaums" mitschrieb, gab unter anderem in "Zoolander" Stillers Gegenspieler. John Hamburg schrieb das Drehbuch zu "Meine Braut, ihr Vater und ich" und führte bei "…und dann kam Polly" Regie. Komödiantisch verwässerte Stiller in diesen Werken das Erfolgsrezept von "Verrückt nach Mary": ein Woody-Allen-Wiedergänger in immer derselben Holzschnittdramaturgie, voller Fäkalwitze und Haustierquälereien. In "…und dann kam Polly" schließlich spielt Ben Stiller einen Spinner, der mit Jennifer Aniston ausgeht. Dabei werden so ziemlich alle Phobien und Vorurteile des (amerikanischen) Spießers bedient (Penisneid, Frankophobie und das Wissen, daß ein Mann, der sinnlich tanzt, eigentlich schwul ist). Die neue Zusammenarbeit mit Jennifer Aniston ist ein Rückschritt, da Frau Pitt als Exzentrikerin so überzeugt wie Angela Merkel als Sexgöttin. Ärgerlich an diesem Humorbeamtentum ist, daß aus beinahe allen Filmen mehr zu machen gewesen wäre: Die Grundeinfälle sind gut, manchmal originell. "Polly" hätte - mehr Talent und Sorgfalt vorausgesetzt - fast schon in der Liga von Billy Wilders "Apartment" spielen können. Die soeben gelaufene Parodie "Starsky & Hutch" (wieder mit Owen Wilson) betört dagegen durch ihre Ökonomie. Gags werden selten - und nur wenn es wirklich nicht anders geht - gemacht; und wenn man den Film mit einem anderen Soundtrack ausstattete - und Ben Stiller länger auf die Sonnenbank legte -, könnte das Ganze vielleicht abermals und dann als Remake von "Miami Vice" durchgehen. |
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