Inhalt der Printausgabe

Januar 2004


Humorkritik
(Seite 5 von 7)

Im Simpsons-Universum

Als treuer Freund der gelben Familie hielt ich mich bislang fern von Computer- und Videospielen, die auf Matt Groenings Schöpfung basierten: Zu sehr befürchtete ich, mich über lizensierte Abgreiferei ärgern zu müssen.
Glücklicherweise warf ich diese Bedenken jäh über Bord, als ich von "The Simpsons - Hit & Run" erfuhr, und tatsächlich ist Vivendi Universal Games ein schönes Actionspiel geglückt: Ganz Springfield wird mittels süchtigmachender Buzz-Cola betäubt, Wespen mit Überwachungskameras filmen die Stadt, und dann wird Bart auch noch von einem gleißenden Licht entführt...
Der Spieler übernimmt im Spiel pro Level eine Figur der Simpsons, die er durch ein dreidimensionales Springfield steuern kann, ohne daß er die bei elektronischen Spielen zwangsläufigen Grenzen seiner Freiheit wirklich spürte: Man unterliegt der Illusion, sich frei zu bewegen, vom Haus der Simpsons zum Kwik-E-Mart und zur Schule, vorbei am ewig brennenden Altreifenberg zum Atomkraftwerk und zurück zum Altersheim, begleitet von Charakteren aus dem Simpsons-Universum, mit denen man in den Missionen interagieren muß, und stets umgeben von Szenen, die man konkreten Episoden zuordnen kann: etwa den Überresten der Monorail-Bahn oder dem Casino von Mr. Burns. Ein Spiel-Setting also, das dem des Großerfolgs von "Grand Theft Auto III" und "GTA - Vice City" ähnelt, indem es dem Spieler die Möglichkeit gibt, das Terrain zu erkunden, auch ohne eine bestimmte Aufgabe erfüllen zu müssen - was bei den Simpsons durchaus lohnt, denn es sind Myriaden von Scherzen versteckt.
Erfreulich, daß der Humor wiedererkennbar der aus der TV-Serie ist. Der Comicladenbesitzer, wie alle Figuren gesprochen von der Original-Stimme, verabschiedet sich mit den Worten "So, ich muß jetzt meine Kritik zum letzten McBain-Film ins Internet posten: Die Action war zu schwach und die Nacktszene frustrierend kurz"; Homer verteidigt sich gegen den Vorwurf, alle Desserts verputzt zu haben, mit: "Das war bestimmt eins von unseren Kindern, ich glaube, Milhouse"; und wenn man Marge mit ihrem Canyonero Telefonzellen, Straßenschilder und Mülltonnen überfahren läßt (wofür man übrigens mit Punkten belohnt wird), kommentiert sie schuldbewußt: "Es stimmt, wir Frauen fahren wirklich schlechter" - Homer hingegen lapidar: "Nichts hält ewig." Der Spielspaß aber hält, wenn schon nicht ewig, so doch eine kleine Ewigkeit.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg