Inhalt der Printausgabe
Februar 2004
Humorkritik
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Rechter Humor |
Die Frage, ob es wirklich gute Witze auch aus der rechten Ecke gibt, kann nach meinem Kenntnisstand in mindestens drei Fällen bejaht werden. Vor vielleicht zehn, fünfzehn Jahren fand sich an Frankfurter Laternenpfählen der Aufkleber einer jung-nationalen Stolzdeutschgruppe der parodistische Satz: "Von deutschem Boden darf nie wieder ein verlorener Krieg ausgehen". Vor knapp zwei Jahren gestand mir Walter Boehlich nicht nur ein, daß er sich einen rassistischen Witz gemerkt habe, sondern auch, daß er den, leider, gut finde: Unterhalten sich zwei Bekannte auf der Straße. Das mit den Ausländern, meint der eine, fände er an sich nicht so dramatisch, nur - die vielen Zigeuner, die gingen ihm gewaltig auf den Senkel. Der andere, ihn auf den veränderten Sprachgebrauch hinweisend: Das seien doch jetzt Sinti und Roma. - "Wie? Sind's nur noch zwei?!" Der dritte Fall kam mir inmitten des Hohmann-Hypes bei der abendlichen "Ulysses"-Lektüre unter: " - Irland hat, sagt man, die Ehre, das einzige Land zu sein, das niemals die Juden verfolgt hat. ...Und wissen Sie, warum? - Warum, Sir? fragte Stephen und begann zu lächeln. - Weil es sie nie hereingelassen hat, sagte Mr. Deasy feierlich." Tja, Herr Joyce, wenn das mal nicht den Holocaust geistig vorbereitet hat. |
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