Inhalt der Printausgabe

Februar 2004


Vom Fachmann für Kenner
(Seite 3 von 16)

Verabredung
Auf unserem Campus erspähte ich einmal vier äußerst appetitliche Jungstudentinnen. Reflexartig ging ich in die Ducke und pirschte mich an sie heran, bis ich endlich, in einem nahen Weißdornstrauche steingleich hockend, jedes ihrer Worte erlauschen konnte, ohne daß eine von ihnen plötzlich die Hand gehoben, die Stimme gesenkt und gemahnt hätt': "Stille jetzt! Scheint mir doch, der Busch hat Ohren!"
Was sie sagten war vielmehr:
(Iri:) Wie steht's mit heute abend, Lauri, Sari, Bieni? - (Sari:) Bis jetzt ist geplant, daß Bieni Lauri abholt, die beiden dann zu mir kommen, und wir dann zu dir gehen, Iri - oder zu Bieni, wie ursprünglich angedacht. - (Lauri:) War nicht eigentlich abgemacht, daß wir uns alle vier zuerst bei mir treffen und wir dann gemeinsam Sari, Bieni und Iri abholen? - (Bieni:) Hast recht, Lauri, zu dir. Hey, das wird genialo! Rufst du mich vorher noch mal an? - (Lauri:) Klar, Bieni, mach' ich, sowie Sari mich angephont hat, ruf' ich sofort dich an. Call, sms oder mail du aber vorher auf jeden Fall noch mal Iri (oder Sari) an, damit ihr schon mal was ausmachen könnt…
Das ging gut eine halbe Stunde so. Schließlich verabschiedeten sich die Mädchen voneinander mit vielen Bussis und Tschauis sowie mit der Versicherung, man werde sich heute abend ja bestimmt noch sehen oder zumindest miteinander telefonieren. Die vier gingen dann ihrer Wege, waren aber alle noch in sicherer Hörweite, als ich zornesrot aus dem Busch sprang und ihnen vollsau hinterhergeiferte und nachteufelte: "DAFÜR habt ihr Zeit! Geht's aber mal um 'ne schnelle Verabredung mit mir, dann heißt's natürlich wieder: ›Du, schau, ich muß flitzen!‹ ›Muß lernen!‹ ›Muß umziehn!‹ MUSS MUSS MUSS! Langsam reicht's mir mit euch Puppen!"

Claudio Gutteck


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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick