Inhalt der Printausgabe
Dezember 2004
Arafat - Terrorfürst mit Herz Von STEFAN BLIESWOOD und OLIVER KÖRZDÖRFER (Seite 1 von 2) |
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Er war ein Bonvivant. Fettes Essen, fette Frauen, fette Gehaltsschecks. Jassir, der Partyhengst. Pistole im Holster und Olivenzweige aus purem Gold im Haar. Sein Tag war die Nacht. Er war ein Kämpfer. Hungerte sich runter, von 140 Kilo auf 98. Schmuggelte als junger Mann Gewehre, von Ägypten nach Hawaii. Seine Bibel war der Koran. Er erfand das Palestine Light Orchestra PLO, größter Hit: "Hey Jude, don't make me frown". Er starb, wie er lebte. Röchelnd, hellwach, schreiend wie am Spieß. Seine letzten Worte: unverständlich. Palästina weint. Was machte Arafat einzigartig? Er war nicht: cool, heterophob, Wurst-Fan, CDU-Mitglied. Er war: Radfahrer, Familienvater, Sexprotz, König (von Palästina). Er liebte: Beten, Hosen, sich, Ponys, Wummen, Eierlikör. Er haßte: Krieg, Angeben, Dummheit, Stoiber, Unpünktlichkeit. Er war kein Supermann. Er war der Super-Mario von Nahost. | ||
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1929, Wirtschaftskrise. Die Welt hält den Atem an. In einer Lehm-Neubauwohnung in Kairo bringt die -Hebamme Mohammed Abdel-Raouf Arafat al Qweda al-Hussein zur Welt. Nur Arafat überlebt. Kindergarten, Schule. Seine Lieblingsfächer sind Sitzenbleiben und Schwindeln. Mit 14 tritt er in den bewaffneten Klassenkampf ein: 9b gegen 4a. Im Karzer beschließt er, Kultpolitiker zu werden. Zu Weihnachten schenkt ihm seine Oma seine erste Kopfwindel. Gebraucht, aber zu klein. Ingenieursstudium, Armee. Nach dem Sechstagekrieg wird er Guerillero in Israel. Mit seinem besten Freund Shlomo fährt er auf dem Motorrad durch Südamerika. Schreibt Tagebuch: "Benzin alle. Shlomo hat die letzten Vorräte aufgefressen. Das bedeutet Krieg!" Die erste Intifada beginnt. |
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