Inhalt der Printausgabe

November 2003


Heute startet TITANIC den Vorabdruck seines neuen Enthüllungsbuches

Hinter den Kulissen:
Stefan Gärtner
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Was Witz-Titan Stefan Gärtner (30) anfaßt, wird zu Gold: Für sein neues Buch "Hinter den Kulissen" gibt's schon jetzt mehr als 2 Vorbestellungen
Aus diesen Zeilen spricht pure Verachtung! Nach seinen megaerfolgreichen Memoiren "Nichts als die Unwahrheit" rechnet Witz-Titan Stefan Gärtner (30) in seinem neuen Enthüllungsbuch "Hinter den Kulissen" gnadenlos mit seinem Ex-Zwilling Oliver Nagel (48) ab. Er bezeichnet seinen ehemaligen Partner im legendären Humorduo Gärtner/Nagel alias "Modern Joking" (160 Millionen verkaufte Witze) als gierig, faul und hungrig. Der exklusive Vorabdruck - wie immer in TITANIC!

Eene, meene, muh! Sag ich's? Sag ich's nicht? Ich habe lange hin und her, rauf und runter und links und rechts überlegt, ob ich die Fakten über das Ende von Modern Joking auf den Tisch legen soll. Denn es wird böse. Um nicht zu sagen: mösenböse!
Für wiederbelebte Humorduos gilt das-selbe wie für alte Lieben: Sie kosten Geld und riechen komisch. Menschen ändern sich nicht wirklich, auch wenn sie sich eine neue Ehefrau und einen ollen BMW mit jämmerlichen 85 PS und Getriebeschaden zulegen.
Modern Joking war Olivers große Chance, war sein Ticket ins große Witze-Busineß: Fließbandscherze im Akkord, ein unverschämter Chefredakteur und jährlich bis zu zwei Auftritte im Hinterzimmer Schweizer Provinzkneipen. Das ganz große Ding also.
Es gibt doch so einen Spruch: "Man soll die Hand, die einen füttert, nicht bescheißen." Mein ganzer Arm riecht nach Jauchegrube, und zwar bis zur Schulter.
Oliver setzte immer auf seine drei alten Verbündeten: Stinkefaulose, Internetitis und Riesenhunger. Unsere Arbeitsteilung war wie folgt: Ich quälte mich minutenlang vor dem Computer, um megascharfe Pointen auf Kosten des Großkapitals zu produzieren. Und Olivers Anteil am neuen Text sah dann so aus, daß er am späten Nachmittag hereingestiefelt kam, mit einem Fleischkäsebrötchen in der einen und einem Oldtimermagazin in der anderen Hand, und mit vollem Mund ein paar Grammatikfehler in den Compi hackte. Völlig ausdruckslos, gelangweilt und, natürlich, voll ekelhaft schmatzend.
Mir kamen dann immer die Galle und der Schweinsbraten vom Frühstück hoch: ",Kommen eine Neger bei Frauenahrzt' - was soll das denn bitte heißen?" fragte ich dann sauer. Doch ich kriegte nur seinen berühmten irren Dackelblick: "Warum denn, Stefan, ist doch lustig! Ich geh jetzt erst mal ins Internet."
Internet morgens, Internet mittags, und abends sowieso. Von früh bis spät JavaScript und Homepage und wie der ganze Krams heißt. Und hinterher natürlich "kleine Happen" bei Dr. Flotte, der Arzt, dem die Sauen vertrauen!
Es wollte nicht in meinen Kopf rein, wie jemand so bocklos, dumm und verfressen sein konnte. Denn ich habe auch nach vier Jahren noch den Ehrgeiz, absolut hammergeile und grammatisch korrekte Scherze gegen Schweinesystem und "die da oben" zu machen und es allen zu zeigen, vor allem Mutti. Doch Oliver machte mit seiner Art zu "scherzen" jeden meiner Witze fix und fertig. Er versalzte sogar noch das Salz in der Suppe, er war wie das Monopolkapital, das Armenküchen baut.

 
Ein Bild aus glücklichen Tagen: Mit "Was macht ein DDR-Bürger, wenn er eine Schlange sieht?" landeten Modern Joking ihren ersten Hit

Mit ein Grund dafür ist Olivers Scherztechnik. Die hat er sich nämlich bei Witz-Opis wie Pit Knorr und Oliver Maria Schmitt abgeschaut: Immer geht ein Mensch schwarzer Hautfarbe zu irgendeinem Gynäkologen, ejakuliert heftig und sagt dann "Helmut Kohl" - megagähn!
Es rächt sich nun mal, wenn man seine Zwerchfellmuskeln nicht trainiert.
Und Olivers Körper zeigt ganz deutlich, daß sein Besitzer nichts für schweißtreibende Übungen übrig hat. Eher schon was für halbe Schweine, Sauerkraut, Riesenknödel, Kässpätzle, Cordon Bleu, Toffifee, Kohlrouladen, Hähnchenpfanne Korsika, Rahmschnitzel, Mousse au Fettolat und dreißig Bier, und das schon in der Frühstückspause. Kein Wunder, daß er rettungsringmäßig längst Ehrenmitglied bei der Schwabacher DLRG ist und soviel Körperschaftssteuer zahlt wie DaimlerChrysler und Deutsche Bank zusammen.


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick