Inhalt der Printausgabe
März 2003
D'r Zoch kütt! |
Lieber Titanic-Leser, Überall auf der Welt wird derzeit gegen Kriegspläne und doppelte Moral demonstriert; überall finden die Bürger allmählich zu Zivilcourage und demokratischem Selbstbewußtsein zurück; überall stehen Leute auf, sagen "Das hier ist gar nicht die Staatsoper, sondern ein Pornokino im Bahnhofsviertel? Ich will sofort mein Geld zurück!" Das alles ist gut und richtig und begrüßenswert; außer vielleicht für die Kinobesitzer. Aber leider und bei aller Sympathie, eins muß man an der neuen Friedensbewegung kritisieren: Sie mißt mit zweierlei Maß. |
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Denn nicht nur an den Grenzen des Irak lungert seit geraumer Zeit jede Menge närrisches Volk herum, das nur auf den Startschuß wartet, um eine ganze Serie von ausgelassenen Umzügen zu beginnen. Nein, auch im Herzen Europas planen ein paar despotische Karnevalspräsidenten unter den Augen der Weltöffentlichkeit terroristische Gewaltakte gegen unschuldige Bürger.
Wie die amerikanischen GIs haben sie über Monate hinweg im Verborgenen ihre Kostüme gerichtet, Masken anprobiert und an den Fahrzeugen herumgeschraubt, mit denen sie den Kampf in die deutschen Innenstädte tragen wollen. | |
TITANIC Alternativtitel für die Dom-Kioske in Köln und Mekka | |
Wenn niemand eingreift, drohen in Köln demnächst genauso olle Kamellen abgeschmissen zu werden wie über den Straßen von Bagdad, in Mainz Menschen auf den Zuruf "Rakete!" genauso besinnungslos loszutrampeln wie in Basra, hat die Müllabfuhr in Düsseldorf am Aschermittwoch möglicherweise ähnliche Probleme wie in Tikrit, die furchtbaren Zerstörungen zu beseitigen, die Stimmungskanonen und Langstreckenkalauer in wenigen Tagen anrichten können. Von Kollateralschäden wie Kopfschmerz oder verlorenen Gasmasken gar nicht zu sprechen! Zum Glück bleibt uns eine Hoffnung. Denn wenn der irre amerikanische Präsident Bush konsequent ist, schickt er vor seinem Golfkriegsabenteuer zuerst einmal wieder Truppen in die Normandie. Ist das alte Europa befriedet, kann er sich den Irak schließlich in aller Ruhe vornehmen. Wir in der Redaktion jedenfalls halten unsere Bettlaken und Amerikafahnen bereit. Tun Sie das bitte auch! Herzlichst, Ihr Martin Sonneborn
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