Inhalt der Printausgabe
Juni 2003
Vom Fachmann für Kenner (Seite 3 von 16) |
Verdienter Ruhm Ein andermal, zur Zeit der Perserkriege, war ein Spartaner mit dem eher deutsch klingenden Namen Heinz-Peter Wollengruber nach Rom gereist und hatte sich in den engen Gassen der antiken Weltstadt bald schon hoffnungslos verlaufen. Da aber kam Brutus des Weges, ein Römer seit Geburt, und Heinz-Peter nahm all sein Pidgin-Latein zusammen: "Können du mich bitte verraten", fragte er, "wie ich finden Museumsviertel?" - "Zweite rechts, dann geradeaus, dann wieder rechts", verriet ihm der Römer, und während Heinz-Peter sich artig mit einer Sesterze bedankte, kam Brutus auf eine Idee… So stand er auch am nächsten Tag dort, wo er den Spartaner getroffen hatte, und wirklich: Irrend kam ein Karthager des Weges, sah den Brutus und frug, fast schon fließend: "Kannst du mir verraten, wie ich zum Stadthafen komme?" - "Mit der 17 zum Hauptbahnhof, dann in die U-Bahn Richtung Kreuzigungs-Allee, die mündet im Hafen", verriet Brutus mit freundlicher Miene, steckte die Sesterze in seine Toga, und wie man sich denken kann, verriet er auch am nächsten, übernächsten, ja an jedem noch folgenden Tag seines Lebens den Fremden den Weg und ging, der aufmerksame Leser ahnt es schon, als größter Verräter Roms in die Geschichte ein. Thomas Gsella
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