Inhalt der Printausgabe
Februar 2003
Nur ohne unsere Mütter, Strambi!
Eine Flugrückschau von Oliver Maria Schmitt
(Seite 5 von 6)
Und alle Männer dieser Welt und dieser Stadt sollten uns dabei helfen! Hehe, bald schlägt der Blitz ein in dieses sieche Nest, und keiner wird verschont werden. Ich gab den Autos, die auf der Nebenspur an mir vorbeizogen, eindeutige Winkzeichen, ich wedelte und fuchtelte wild mit den Armen, um ihnen begreiflich zu machen, daß sie sich mir anschließen sollten. Aber die lenkenden Lemuren ignorierten mich, und ihre beifahrenden Suffragetten glotzten mich nur vorwurfsvoll an. Auf den Gehwegen ausschließlich Schnapsleichen und Nihilisten, die designierten Delinquenten unseres bevorstehenden Terrorschlages. Ja, ich hatte Verständnis für Strambi. Um ehrlich zu sein: Ich mochte ihn sogar. Und ich konnte ihm letztlich auch nicht unsympathisch sein. Eigentlich sollten wir sofort nach unserer gemeinsamen Aktion heiraten, zusammenziehen und neue, aufregende Flugpläne schmieden. Aber natürlich wären unsere Mütter dagegen und würden hintenrum versuchen, einen Keil zwischen uns zu treiben. Sauerei! Die größte Sauerei jedoch erlebte ich jetzt. Gerade war ich von der Untermainstraße in die Neue Mainzer eingebogen, gerade hatte ich den metallisch blitzenden Turm der Europäischen Zentralbank ins Visier genommen und das Gaspedal samt Hupe bis zum Anschlag durchgetreten - da meldete der Hessische Rundfunk, daß das fragliche Kleinflugzeug samt Pilot soeben sicher auf dem Rhein-Main-Flughafen gelandet sei. Strambi hatte schlappgemacht. Ich stieg in die Eisen. | |
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