Inhalt der Printausgabe

Dezember 2003


TITANIC-Entenpolizeibericht 2002/2003
Entensieg in weite Ferne gerückt
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Für erbitterten politischen Disput quer durch die Parteien sorgte die Debatte um Auslandseinsätze unserer Elitetruppe. Daß unsere europäischen Nachbarn häufig eine völlig verfehlte Entenpolitik betreiben, ist dabei längst ein Faktum: "Oversteekende eendenkuikens zijn dinsdagmorgen de oorzak geweest van een kettingbotsing. Een chaffeuer van een busje moest plotseling remmen toen een modereend met haar kuikentjes de A4 overstak. Verscheidende auto's, waaronder twee vrachtwagens, botsen dardoor op elkaar", meldete lapidar Radio Nederland Wereldomroep am 8. Juli 2003. Wäre hier die deutsche Entenpolizei, rechtlich abgesichert durch ein UN-Mandat, vor Ort gewesen, hätten der Crash und die notwendige Vollsperrung der niederländischen A4 sicherlich verhindert werden können. Das müssen selbst die härtesten Opponenten einer sogenannten ›Entenlegion‹ anerkennen.

Negative Schlagzeilen über entenpolizeiliche Schlampereien erreichten uns leider aus Wülfingen ("Fünf Enten überfahren - ein Junges schwerverletzt", es mußte "von seinen Leiden erlöst werden", so die Entenpolizei im Tages-Anzeiger vom 10.05.2003), Rodenkirchen ("Entenfamilie absichtlich überfahren", Kölner Stadt-Anzeiger vom 11.06.2002), Bielefeld ("Zwei Jugendliche bewerfen eine Ente mit Steinen", Neue Westfälische, 2.9.03), Hamburg (Zwei Enten tot in der Maxstraße aufgefunden, feuerwehr-hamburg.org, 7.8.2001) sowie vom Autobahnkreuz Bochum/Witten ("Schwan gerettet", Neue Ruhr Zeitung, 15.03.2002). Daß Enten generell tun und lassen dürfen, was ihnen beliebt, scheint hinwiederum die Glückstädter Entenpolizei vergessen zu haben: "Ente geblitzt in Tempo-30-Zone. Wie die Entenpolizei mitteilte, war der Vogel im Tiefflug einen halben Meter über dem Boden in einer Tempo-30-Zone aufgefallen. Die Fotoanlage wird erst ab Tempo 39 ausgelöst" (Berliner Morgenpost 15.02.02). Tumulte konnten nur verhindert werden, indem man aufs fällige Strafmandat verzichtete.

 
Mehr Stock als Ente: Duck on the rocks

Gab es aus Weil am Rhein in den letzten 10 Jahren nicht einen aktenkundigen Einsatz der Entenpolizei, war's damit jetzt vorbei. So berichtete der Tages-Anzeiger am 30. Juni 2003: "Beim Versuch, eine Entenfamilie zu retten, hat ein 49jähriger Mann in Weil am Rhein einen tödlichen Stromstoß erlitten. Der Mann hatte einen mit Eisdeckeln verschlossenen Leitungsschacht geöffnet und versucht, die Enten zu befreien. Dabei kam er mit einer Starkstromleitung in Berührung." Und die Horrormeldungen, sie nahmen kein Ende: "Überlebt! Dieses Küken verlor seine Mutter und 5 Geschwister", so der Kölner Express erschrocken am 12.7.2002. "Am Sonntag war eine Entenfamilie über die Industriestraße gewatschelt. Ein Ford-Fahrer hielt an, wollte die Enten retten. Doch Mercedes-Fahrer Dieter S. (55) überrollte die fünf Küken und ihre Mutter. Während die Feuerwehr die toten Tiere beseitigte, gab es Verwirrung um ein überlebendes Küken. Express recherchierte - und fand das einzige Küken, das dem Tod entkam." Nun kümmert sich der Amateur Michael J. (25) um das junge Unfallopfer. Es ist dies doch keine neue Erkenntnis: Gerade Mercedesfahrer gehören zu den natürlichen Feinden aller Lebewesen, die Katastrophe war also abzusehen. Doch wieder zeigte unsere Spezialeinheit keine Präsenz. Quo bono, Entenpolizei??

 
Klarer Fall von Zeitungsente
Abschließend hätten wir uns wenigstens gewünscht, in den letzten beiden Jahren von einer positiven Wende des verstörenden Falles vom 4. Juli 2001 zu hören. "Die Ente von Ehrenfeld", so abermals das fast schon Fachorgan Kölner Express, "sie ist allein, sie ist traurig: Ein Zug überfuhr ihren Erpel". Seitdem bewegt sich die Ente nicht mehr vom Fleck, "sie blickt jedes Mal, wenn ein Zug vorbeidonnert, hinauf zum Bahndamm. Doch ihr Erpel kommt nicht wieder. Ein paar Federn des Federviehs liegen im Hof." Anwohnerin Gabi Adam sagte damals mit bitterer Stimme: "Das ist doch kein Zustand für eine -Ente." Wir haben lange genug auf das versöhnliche Ende der Geschichte gewartet, aber bis heute verweigert die Entenpolizei eine offizielle Stellungnahme zu dieser Tragödie.

So darf es natürlich nicht weitergehen. Zu allem Über-fluß wird im Bundeshaushalt auch und gerade im Entenrettungsbereich an allen Ecken und Enten gekürzt, wobei völlig außer acht gelassen wird, wie sehr die besten Freunde des Menschen auf die Hilfe unserer mobilen Spezialkräfte angewiesen sind. Und Entenrettung im Jahre 2003 fußt nicht mehr auf dem simplen Hauruck-Prinzip von anno dunnedong! Neue Problematiken bei der Entenrettung verlangen moderne Technik. Laser, Phaser, Interferentenexplorer 6.0: Geräte, die einiges kosten, aber die Durchschlagskraft der Entenpolizei entscheidend verbessern (könnten). So bleibt als goldene TITANIC-Maxime auch in Zukunft, den Lebenden zur Mahnung, den Toten zur Ehr': "Wer aufhört, besser zu Enten zu werden, hört auf, gut zu Enten zu sein!"


Jarni Starck



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
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20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt