Inhalt der Printausgabe
August 2003
Humorkritik
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Michael Moore zum Dritten |
Mit seinem Buch "Stupid White Men" führt Michael Moore seit Wochen die deutschen Sachbuch-Charts an. Da ist es eigentlich nur fair, daß die Deutschen einmal erfahren, was ihr liebster Sachbuchautor über sie denkt. In seinem literarischen Debüt "Downsize This" (1996 bei Crown Publishers New York, jetzt Pan Books, GB) rechnet Michael Moore unter der Überschrift "Germany Still Hasn't Paid for Its Sins - and I Intend to Collect" mit den Deutschen ab. Laut seiner Kalkulation hat jeder Deutsche für die Verbrechen des zweiten Weltkriegs durchschnittlich 6831 Dollar bezahlt; seiner Meinung nach viel zu wenig - vor allem wenn man bedenke, daß Deutschland heute zu den reichsten Ländern der Welt gehört. Laut Moore war es auch ein Fehler, die Juden in Israel einen Staat gründen zu lassen. Er plädiert für Bayern. Die Israelis sollen Richtung Weißwurst-Äquator, die Bajuwaren statt dessen in die Wüste ziehen. Dem Autor und Regisseur ist nicht entgangen, daß Florida seit einiger Zeit die beliebte Residenz der Becker-Babs-Effenberg-&-Cos ist. Doch Florida hat auch eine große jüdische Gemeinde. Deshalb schlägt Moore vor, die jüdischen Rentner in Florida zu bewaffnen und sie auf alttestamentarische Art Jagd auf die "German residents" machen zu lassen. Nun ja. Der Vorschlag, die CSU zu den anderen Fundamentalisten ins Gelobte Land zu schicken, hat sicherlich seinen Reiz - ist aber letztlich undurchführbar: Wer zieht schon freiwillig nach Bayern? Stefan Effenberg hingegen sollte vielleicht etwas vorsichtiger sein, wenn sich in Florida im Morgengrauen ein schwankender Greis bewaffnet seinem Grundstück nähert. |
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