Inhalt der Printausgabe
September 2002
Wahl 2002 Was wollen eigentlich die Parteien? (Seite 3 von 6) |
Das Hauptwahlvorhaben der Christlich Demokratischen bzw. Christlich Sozialen* (*sozial hier mit einer sehr speziellen und äußerst seltenen, im Grunde unerklärlichen Bedeutung, die in keinem etymologischen Wörterbuch drinsteht) Union ist die Ablösung Schröders durch Stoiber, damit Schröder es nicht wieder wird. Außerdem soll das irreale und verlogene Versprechen der SPD, die Arbeitslosenquote anders als durch Schönung der Statistik überhaupt irgend durch regulative Maßnahmen beeinflussen bzw. - hahaha! - senken zu können, durch ein ebenso irreales und verlogenes Versprechen der CDU/CSU gleichen Inhalts ersetzt werden. Ein "Motor für Wachstum und Arbeitsplätze" soll angeschafft werden, am besten von Mercedes-Benz oder Rolls Royce. In verschiedenen Ausschüssen soll zunächst beraten werden, ob beide Hersteller nicht mittlerweile evtl. überhaupt sowieso schon zu ein und derselben Holding gehören. Könnte doch gut sein! Was das im Einzelfall bedeutet, wird noch einmal getrennt beraten. Der asoziale Wohnungsbau soll bundesweit mit 180 Millionentausend Euro gefördert, die Bundesrepublik einer sukzessiven Umstrukturierung vom Sozialstaat zum Asozialstaat unterzogen werden. Ausgeleierte Jogginghosen sind über die Bundeszentrale für politische Bildung kostenlos zu beziehen. Mittelstand und Existenzgründer sollen gefördert werden, zum Beispiel irgendwie so halt. Alle Steuern werden gesenkt, im Gegenzug Eintrittspreise für Ämter und Behörden erhoben und sofort drastisch erhöht. Langzeitarbeitslose und Schwervermittelbare über 25 sollen bei Wiedereinstellung auf Lohnzahlung verzichten können. Und was bei drei nicht auf dem nächsten Baum ist, wird privatisiert. Kapitalismus soll endlich wieder mehr Spaß machen, darum wird der Wettbewerb verschärft - den Rest regelt bestimmt der Markt. Stoiber stellt in Aussicht, nach der Wahl etwa 89 Prozent an Charisma und 120 Prozent an Kompetenz zulegen zu wollen. Helfen soll ihm dabei Christian Kracht, der zu seinem eigenen nicht geringen Amüsement als stilistischer Berater (Reden/Hosen) des neuen Kanzlers fingieren und fungieren und dafür ungeheuer viel Geld bekommen wird, das natürlich an anderer Stelle eingespart werden kann, etwa bei den ganzen neuen Armen, die brauchen ohnehin kein Geld. |
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