Inhalt der Printausgabe

September 2002


Titanic Telefon Terror
Deutscher Weg - Abzweig Nahost
(Seite 9 von 9)

U. Hussein
"Nachname ist auch Hussein…"

Hussein (ruhig) …also, für allgemeine Informationen: Ja! Wenn spezifisch sehr, dann nicht… Aber welche Personen welche Richtung haben, okay.
TITANIC Also wir möchten eine Exilregierung aufstellen, für den Fall daß sich irgend etwas äh, ereignen sollte. Wenn Sie verstehen…
Hussein (verständnisvoll) Ja, natürlich.
TITANIC Und wir suchen jetzt Personen, die zur Verfügung stehen.
Hussein (atmet schwer) Also, die sind normalerweise Leute, die in London sitzen. Ja, also in welche Richtung gehen Sie, wollen Sie Patrioten, oder wollen sie Söldner oder wollen Sie Halbsöldner und Halbpatrioten, es gibt nämlich gemischt von drei verschiedenen Richtungen, Marxisten und Nationalisten, Arabisten, Sozialisten und Religiöse…
TITANIC (unentschlossen) Zu was würden Sie raten?
Hussein (denkt nach) Das ist schwer. Wissen Sie, wer, sechs, sieben Strömungen, die meisten sind in London jetzt. Nämlich arbeiten mit Amerikanern zusammen!
TITANIC Ich muß dazu sagen, es ist eine Konkurrenzsituation, auf diese Leute müssen wir verzichten. Wir möchten unser eigenes Spiel aufziehen.
Hussein Dann, okay. Vor kurzer Zeit ein Teil von dieser Organisationen haben die Spaltung gemacht und sind sie allein die Nationalisten und Religiöse zusammen, ein Teil von Religiöse, Sunniten, Schiiten…
TITANIC Das ist uns alles egal. Kann man diese Leute kaufen?
Hussein (Schweigen)
TITANIC Was wir nicht wollen, ist natürlich eine extreme Entwicklung.
Hussein Ja hören Sie mal, ich glaube, zuerst mal muß man mit Leute machen. Und normalerweise die sind in London! Ich kenn ein paar Leute, ein Angehöriger von mir, der fungiert als General, der gespaltet von (unverständlich). Der war schon damals Geheimdienst-Chef, also General von Geheimdienst. Er scheinbar spielt eine große Rolle… (schweigt vielsagend)
TITANIC Wie ist der Name?
Hussein (unverständlich) Hussein. Er ehemaliger irakische Nachrichtendienst, jetzt in London. In Amerika hat er nicht an Delegation teilgenommen. Das bedeutet, er und noch paar berühmte Personen, sind noch allein. Noch ein berühmter General, heißt (irak. Name). Der war schon damals in Syrien, und der ist scheinbar in London, da haben die Syrer versucht, ihn irgendwie zu kassieren, aber der ist bißchen ängstlich und der ist weggegangen und der lebt jetzt in London. Mit ihm kann man reden!
TITANIC Das heißt, er arbeitet nicht für die Amerikaner?
Hussein Nein, nein, die Saudi haben versucht, ihn zu kassieren, die Syrer, aber er ist noch sauber, ich glaube.
TITANIC Das klingt sehr gut. Was glauben Sie, was für ein Ministerium angemessen wäre?
Hussein Er war schon damals große General, aber die (unverständlich) waren nicht mit ihm einverstanden, dann Asyl… Also es gibt paar Generale, die mit ihm zusammenarbeiten, paar Leute in Saudiarabien, paar Leute in Ägypten. Also wenn an das genau versuchen zu machen, meine Meinung man muß suchen jetzt die neutrale Person. Und die meisten sind in Ägypten sitzen und sind Nationalisten, aber fortschrittliche Leute, diese Generale. Wenn noch einer, dann General (irak. Name), der war schon damals für Sport, war hier in DDR paarmal. Auch ist in London.
TITANIC Also der wär ein guter Sportminister?
Hussein Jawohl.
TITANIC Können Sie den Namen buchstabieren?
Hussein Das ist Vorname. Nachname ist auch Hussein.
TITANIC (augenzwinkernd) Aha! Verstehe, die ganze Familie in die Regierung, was?
Hussein (pikiert) Nein, die sind keine Familie, das ist umgekehrt, die sind verschieden. Ich meine, die Stadt, die Saddam Hussein gehört, heißt Tikrit. Und die meisten Leute, die mit Saddam in der Regierung sind, die sind aus Tikrit, die sind Sunniten. Samarra, das ist Sunniten, aber die mit Schiiten und Kurden zusammen gearbeitet, und die können eine unglaubliche Rolle spielen, weil die alle Leute von Süden und Mitte von Irak und Norden, die sind einverstanden. Meine Meinung. Also das hängt nicht zusammen, daß ich aus Samarra. Das ist Stadt, nicht Familie wie bei Italiener oder so!
TITANIC Ich verstehe. Wir haben auch gar nichts dagegen, daß Ihre Familie das Land…
Hussein Nein, nein, (lacht) also ich kenne, diese Leute (irak. Name) und (irak. Name) und (irak. Name), normalerweise muß man mit diese Leute schnell ein Kontakt machen, weil die haben unter sich ungefähr 40 oder 80 Offiziere. Die haben separat sich organisiert.
TITANIC Wo sind diese Offiziere?
Hussein In London!
TITANIC Gut, wir müssen schnell handeln. Also (irak. Name): Sportminister. Und Verteidigungsministerium?
Hussein (Name) kann sein Verteidigungsminister am besten. Dann gibt es (Name), ich kann sagen, die Leute wenn die wissen, daß die mit Amerika und Saudis, dann lehnen die ab. Aber normalerweise man muß mit paar Leute von London, man muß sie hier einladen!
TITANIC Wir müssen sie auf jeden Fall aus dem englischen Raum herausbekommen!
Hussein Ich hatte Telefonnummern gehabt von (Namen), aber sie haben immer ständig ihre Telefonnummern verändert.
TITANIC Die finden wir! Wer wäre ein guter Ölminister?
Hussein Ölminister?
TITANIC Also wirtschaftliche Interessen.
Hussein Also immer die besten für Wirtschaft oder Ökonomie, normalerweise sollen die Sozialisten sein, hehehe. Obwohl die Nähe zu den Kommunisten die sind Patrioten zur Zeit trotzdem!
TITANIC (gequält) Mit Sozialisten haben wir sehr schlechte Erfahrungen gemacht in unserem Land.
Hussein (poltert los) Harharhar! Also Menge von Leute, die in London… Also ich kann vielleicht mehrere anrufen und fragen, wer Minister wird, das ist komisch, aber man kann…
TITANIC Warum ist das komisch?
Hussein Weil, das ist nicht üblich! Erste mal Saddam Hussein hat mit seine Zähne fest alles! Gestern er hat die Amerikaner gewarnt. Also wenn die eine Krieg machen, er hat ganze arabische Völker…
TITANIC Gut, eine letzte Frage noch: Hätten Sie persönlich Interesse an einem Ministerium? Z.B. Familie, Senioren, Frauen?
Hussein (kurze Pause, dann herablassend) Meinetwegen. Ja, das kann man machen.
TITANIC Interessen? Vorkenntnisse?
Hussein Also, ich kann nicht telefonisch alles besprechen!
TITANIC Selbstverständlich! Ich trage Sie hier mal für das Justizministerium ein… Alles weitere würden wir dann besprechen… Aber fragen Sie bitte noch nicht an in London, bis wir den Startschuß geben!
Hussein Nein, nein. Also ich bin bereit, wenn Sie irgendwas haben…
TITANIC Ich bedanke mich bei Ihnen.
Hussein Nein, nicht zu danken.

Wenn wir Herrn Hussein aus Samarra eher angerufen hätten, hätten wir uns einiges Telefongeld sparen können. Erstens wissen wir jetzt, daß die Lage im Irak fast so kompliziert ist, wie wir uns das vorgestellt haben. Und zweitens haben wir unseren Mann für Bagdad gefunden - sobald Saddam Hussein (nicht verwandt) und seine Epigonen aus Tikrit gestürzt sind, übernehmen die demokratischen Exil-Iraker aus Samarra die Macht: Familie, Senioren, Frauen: Hussein, Innenminister: Hussein, Ölminister: Hussein, etc.: Hussein...

Anna Glockenhell/Martin Sonneborn

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt