Inhalt der Printausgabe
Oktober 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 16 von 16) |
Heil Kollege Das Gute und fast Beste am "Naturinstitut Kurt & Philomena Kuster" im schweizerischen Berikon ist, daß man dessen sog. "Fernhilfe" nicht für sich selbst in Anspruch zu nehmen braucht, sondern auch den Freund, den Nachbarn oder den Kollegen in den Genuß der telekinetischen (oder was) Heilung bringen kann, zumal wenn er, laut Antragsformular, unter "Kettenrauchen, Bronchialkatarrh" und "allg. Zerstreutheit" leidet und vier Probewochen beim Naturinstitut Kurt & Philomena Kuster außerdem nix kosten. Als der (nach wie vor ahnungslose, man will ja keinen Placebo-Effekt) Kollege in der dritten Kurswoche seinen Redaktionsdienst aufnahm, war erst gar nichts zu bemerken; allenfalls daß sein Gang etwas elastischer, sein Fünftagebart etwas wuchernder und seine Reime u.U. noch ein Gran geschmeidiger dünkten; aber der Durchbruch, das war nach dem ersten gewohnt katastrophalen Hustenanfall klar wie Klops, war das noch nicht. Und als dann eines Morgens an des Kollegen Arbeitsplatz eine zu vier Fünfteln geleerte Flasche Frascati stand, in dessen Resten einsam ein zerbröselter Korken trieb, und der Kollege erklärte, er habe die ganze Nacht gearbeitet und dann Durst gekriegt und ob Hintner, quatsch: Nagel mal 'ne Semmel oder vielmehr, hust, eine Zigarette hätte, und er müsse jetzt mal telefonieren, ob ich nicht grad die Kurzwahl von Henschel usw. - da war er wieder bzw. immer noch ganz der Alte; und das Projekt Fernhilfe natürlich im Eimer. Zwei Tage später verkündete Gsella, er werde heiraten, sein Steuerberater habe dies empfohlen, und wir seien alle eingeladen. Das wird die Kusters freuen. Stefan Gärtner
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