Inhalt der Printausgabe

Mai 2002


Der Aasgeier des Satans
Wie Rupert Murdoch zum Programmverantwortlichen
(fast) der ganzen Welt wurde
(Seite 7 von 7)

Murdoch: So ist er privat
Der Mann, von dem gesagt wird, er sei schwerfällig und humorlos, ist in Wirklichkeit ganz anders. Stundenlang kann er sich Videos anschauen und dabei kichern wie ein Schulbube, vor allem wenn es sich um Dokumentationen von Atombombenabwürfen handelt. Macht bedeutet ihm nicht viel; daß er die politische Agenda bestimmen, Wahlen beeinflussen und Kritiker mundtot machen kann bzw. richtig tot, reicht ihm bereits. Er liebt an seinem verantwortungsvollen Job, wie er sagt, einzig das Gefühl, etwas bewegen zu können, die Ärsche seiner vielen Untergebenen z.B. oder seinen Unterleib.
Früher zeigte sich Murdoch der Öffentlichkeit nur in dunklen Anzügen und dunkler Krawatte, und zwar auf viel zu dunklen Fotos. Seit er jedoch mit seiner dritten Ehefrau Wendy Deng (32) verheiratet ist, trägt der Medienzar nicht nur in der Freizeit, sondern auch bei offiziellen Anlässen gern großgeblümte Hüte und gelbe Gymnastikhosen zu smaragdfarbenen Flip-Flops von Armani.
Auch sonst scheint seine frühere Angestellte Wendy für den zweiten Frühling des 71jährigen verantwortlich zu sein: Sie verordnete ihm nicht nur eine Wohnung in New Yorks schickem Wohnviertel Soho, sondern auch ein cleveres Fitneßprogramm: Mit seinem persönlichen Trainer hält sich Murdoch fünfmal die Woche fit, mit Wendy selbst sogar sechsmal. Für diese Übungen wird der Central Park gesperrt, und sollte es dabei einmal gegen Murdochs Willen regnen, wird Petrus vor Gericht gezerrt.
Seine Arbeitsauffassung hat sich durch die neue Lebenslust aber nicht geändert: Auf dem Golfplatz ist Murdoch immer auf der Suche nach neuen Steuerschlupflöchern. Und auch sein berühmter Jähzorn ist ganz der alte geblieben: Immer noch drischt er Backsteine in die Köpfe unsauber recherchierender Journalisten und droht Politikern, die ihr Land vor seinem Zugriff abschotten möchten, mit dem Abwurf seiner eigenen Atombombe.
(Mark-Stefan Tietze)


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg