Inhalt der Printausgabe

Mai 2002


Humorkritik
(Seite 7 von 8)

Sprachspiele

Jeder Apotheker, vielleicht sogar ein Drogist, kann die Forderung nach doppelsohlenkauendem Nashorn als Wortspiel entlarven. Die Antwort: "Wenn eine Kuh stiert" auf die Frage "Was ist paradox?" zu geben, das bezeichnete Theodor Lessing als billiges Wortspülicht.
Der Physiker Robert Kirchhoff (1824-1887) hielt hingegen einst bei Hofe einen Vortrag über optische Probleme. Eine Prinzessin meldete sich hinterher zur Frage: "Ach, Herr Professor, was ist eigentlich genau der Unterschied zwischen konvex und konkret?" Der Begründer der Spektralanalyse entgegnete der königlichen Hoheit: "Das ist schwer zu sagen. Konvex unterscheidet sich von konkret ungefähr so wie Gustav von Gasthof, wie Braustübl von Brustübel oder wie Pettenkofer von Patentkoffer." So weit, so gut, obwohl leider die Reaktion der Prinzessin, wie meist in diesen Fällen, nicht überliefert ist.
Aber welcher meiner Leser vermag aus den zwei Dichtern namens Heine und Hebbel einen sinnvollen Satz zu machen? Wie? Du bist wie heine Hebbelume! Stimmt auffallend genau!
Walter Mehring überliefert in seiner Schrift über verrufene Malerei einiges über den ihm bekannten Maler Richard Goetz. Wo und wann man ihm begegnet sei, immer habe der ein saublödes Wortspiel parat gehabt, das einen dann doch widerwillig zum Lachen reizte. Beispiel: "Kennen Sie einen Satz mit Gericault? Ausgesprochen natürlich Scheriko. Die Antwort, die dieser Herr Goetz hören wollte, hieß: ›Sherry Cobbler!‹" Recht froh bin ich, sagen zu können, daß in meinem unmittelbaren Einflußbereich kein derartiger Wortspieler sein Wesen treibt. Ich betätige mich nicht sehr gern als Laienfledderer.
Folgt noch der Musiker Hans Pfitzner. Man forderte diesen im Dritten Reich auf, nun doch etwas Zeitgemäßes zu schaffen. Pfitzner: "Tu ich, tu ich. Ich schreibe eine Pimpfoni in Baldur." Pfitzner faßte sein Urteil über moderne Musik so zusammen: "Egk mich am Orff!" Nun "gut".
Das versteht jeder. Wer aber ist Folter Hilda? Und in ihrem Gefolge die Herren Justus Irrleiche, Bob Eifelgosse, Nero Magenhirn und Ali Machtarsch? Na?


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Dear Weltgeist,

das hast Du hübsch und humorvoll eingerichtet, wie Du an der Uni Jena Deiner dortigen Erfindung gedenkst! Und auch des Verhältnisses von Herr und Knecht, über das Hegel ebenfalls ungefähr zur Zeit Deiner Entstehung sinnierte. Denn was machst Du um die 200 Jahre später, lieber Weltgeist? Richtest an Deiner Alma Mater ein Master-Service-Zentrum ein. Coole Socke!

Meisterhafte Grüße von Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg