Inhalt der Printausgabe
Juni 2002
Briefe an die Leser (Seite 2 von 10) |
Wir, Walser, wollen uns gar nicht groß mit Ihrer jüngsten, am natürlich 8. Mai vor u.a. Kanzler Schröder gehaltenen Säkularrede zum Thema "Nation, Patriotismus und demokratische Kultur" aufhalten, es war der ganz und gar erwartbare Gefühlskitschkrempel rund um "Nation", "Schicksal", "Zugehörigkeit", den 9.11.1989 als "glücklichsten Moment in der deutschen Geschichte" sowie das irgendwie Betriebsunfallhafte von Auschwitz, an dem nicht zuletzt der Franzos' gehörig schuld sei, denn "das wichtigste (!) Glied in der historischen Kette bleibt: ohne Versailles kein Hitler" bzw. genauer: "Golo Mann hat den ersten Weltkrieg die ›Mutterkatastrophe des Jahrhunderts‹ genannt. Ohne diesen Krieg kein Versailles, ohne Versailles kein Hitler, ohne Hitler kein Weltkrieg Zwei", jaja, ist recht, aber sagen, Walser, Sie mal: "Weltkrieg Zwei" - ist das denn noch großschriftstellerhaft und Bodensee-proustisch? Oder nicht vielmehr schon glänzend wontorrisch, ja töpperwienisch? "… und da kommt Walser in Halbzeit zwei über die Außen, Steilpaß von rechts in die Mitte, kein Abseits, und da zieht er den Schlußstrich, da macht er alles klar! Das ist der Endsieg in Minute 89!"? In Ihrer Liga möchte jedenfalls nicht spielen: Titanic
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