Inhalt der Printausgabe
Juli 2002
"Der Alkohol hat auf ihn sehr gewirkt..." Marcel Reich-Ranicki im TITANIC-Gespräch über Bier und Rotwein, Martin Walser und (Seite 7 von 12) |
Reich-Ranicki (melancholisch) Ach, Sie sehen gelassen entgegen. Wir alle sehen der Zukunft, den Wahlen, nicht so gelassen entgegen. Wenn wir die Sicherheit hätten, aber wer kann die Sicherheit haben. Wenn irgend etwas Überraschendes passiert, kann das doch zu Ihren Gunsten sein, aber es kann auch leider irgend etwas zugunsten von Stoiber passieren. Schröder (auch melancholisch) Ja, das kann passieren. (sich wachrüttelnd) Naja, wer sollte noch mitmachen? Um noch mal auf mein Bündnis für Kultur zurückzukommen. Vielleicht der Schirrmacher, die Süßmuth? Reich-Ranicki (uninteressiert) Bestimmt. Aber bei Ihnen war in einer Veranstaltung davor der Hans-Christoph Buch, der war doch bei Ihnen ja? Buch! Schröder Ja. Reich-Ranicki Das ist ein vernünftiger Mann, glaube ich. Der Peter Schneider, der bei Ihnen war, ist auch ein vernünf… Ja, das sind mögliche Kandidaturen, aber, da ich gar nicht sehe, wie die ganze Sache ausschauen soll, kann ich schwer was sagen, aber der Vorschlag Schirrmacher, Süßkind, da kann ich nur voll und ganz zustimmen. […] Schröder Was meinen Sie denn, wieviel Geld man da bräuchte, um so was auf die Beine zu stellen, ich meine, ihr kennt euch doch da aus. Reich-Ranicki Ich, ich kann da nichts… Schröder Was kostet der höchste Literaturpreis? Gregor Büchner-Preis? Reich-Ranicki Tjöööööö… Georg Büchner-Preis ist glaub ich… Schröder 50 000 Mark! Reich-Ranicki Ich glaube, der ist jetzt 60, also 30 000 Euro geworden, das ist 'ne ganze Menge. Ich muß Ihnen die Wahrheit sagen. Ich bekomme ja in diesem Jahr den Goethepreis: Ich weiß nicht, wieviel Geld das ist. Ich habe mich dafür überhaupt nicht interessiert. Ich werde das Geld, Goethepreis - sowieso stiften. Ich brauch das nicht, ich werde das Geld stiften. Hat mich sehr gefreut. (äußerst zufrieden) Wissen Sie… glauben Sie nicht, daß ich so ein unglücklich benachteiligter armer Hund bin. Ich habe gerade den Goethepreis bekommen und jetzt vor 3 Tagen von der bayerischen katholischen Universität, von der Münchener Universität, den Ehrendoktor. Also, es ist nicht so, daß mir furchtbar viel Unrecht geschieht. Aber daß man mich gleichzeitig ermorden will, ist ein bißchen ville. Respekt: Geistesgegenwärtig Frau Süßmuth rausgehauen. |
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