Inhalt der Printausgabe

Juli 2002


"Asoziale Rattenfänger!"
Wie TITANIC und FDP einmal gemeinsam in Thüringen einen antisemitischen Spaßwahlkampf führten
(Seite 14 von 14)

"Was mir geschehen ist, entbehrt jeglicher Kultur des Umgangs miteinander", empört sich Schneider im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. "Das war nicht nur infam, das war schon kriminell und hat mit demokratischen Gepflogenheiten nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun!" Am Donnerstag sei er telefonisch gebeten worden, zum FDP-Infostand in die Eisenacher Karlstraße zu kommen. Er habe zugesagt und dort "eine Reihe von Mitstreitern gefunden - "alles und alle in blau-gelb, völlig unverfänglich", wie er am Freitag auch in einem Brief an die Bundesgeschäftsstelle der FDP geschrieben habe. Die Plakate mit den eindeutigen Slogans will er dabei nicht gesehen haben.
AP, 11.6.02


"Das hat mit Humor nichts mehr zu tun, das ist eine ausgemachte Sauerei", sagte der FDP-Mann noch immer außer sich vor Wut, "ich bin krachsauer!"
Spiegel online, 10.6.02

Und weil irgendwann auch der schönste Wahlkampf-Ausflug zu Ende geht, packen wir dann unseren liberalen Krempel auch schon wieder zusammen. Mit unserer kleinen Aktion können wir vollauf zufrieden sein, haben wir doch etliche FDP-Wähler gewonnen bzw. vergrault (und umgekehrt) und den Grundstein für den zu erwartenden grandiosen Wahlsieg der liberalen Spaßpartei im September gelegt. Flugs werden die restlichen Wahlkampfmittel im nächsten Mülleimer entsorgt oder leergetrunken, dann springen wir ins Guidomobil und verschwinden wieder aus der Zone. Schließlich soll das Ganze hier nicht noch ein teures Nachspiel haben…

Polizei sollte Titanic-Stand beseitigen
Der vom Satire-Magazin "Titanic" am Mittwoch nachmittag in Eisenach inszenierte gefälschte FDP-Parteiwerbestand hat am selben Tag auch die Polizei beschäftigt. Nach übereinstimmenden Auskünften aus dem Eisenacher Rathaus und der hiesigen Polizeiinspektion hat Oberbürgermeister Gerhard Schneider (CDU) persönlich die Polizei über den mit antijüdischer Propaganda bestückten Stand informiert. Daraufhin rückte sofort eine Streifenwagenbesatzung zur Karlstraße aus. Die "Titanic"-Leute waren beim Eintreffen aber schon nicht mehr da. "Wir haben alles abgegrast, aber konnten niemanden mehr feststellen", hieß es gestern von der Polizei.
Thüringische Landeszeitung, 7.6.02
Stefan Gärter / Oliver Nagel / Martin Sonneborn

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt