Inhalt der Printausgabe

Februar 2002


Hurra, wir waren in Kuba!
Ihre Männer in Havanna
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Havanna (2/5)

Ohne Kapuzenpullis und CD-Spieler, dafür mit einem Kuba-Bild, das sich im wesentlichen aus Playboy, der Bacardi-Werbung und eben Bild speist("Hai-Attacken an Floridas Stränden ein listig-grausamer Feldzug von Fidel Castro gegen Amerika"), geht es am Morgen nach der Ankunft in die Stadt. Natürlich nicht ohne Aufsicht: Unser Reiseleiter heißt Erick. Auf Kuba heißen alle Männer des Jahrgangs '74 so, denn 1974 war Erik Weihönig, i.e. natürlich Erich Honecker zu Besuch bei Castro; gar nicht auszudenken, wenn Franz-Josef Strauß gekommen wäre. Oder Wiglaf Droste! So führt uns Erick, der nach eigenen Angaben "beste", ja sogar "schönste Reiseleiter der Welt", von einer architektonischen Sensation zur nächsten, und deren hat es massig, denn jedes Haus, das noch nicht in sich zusammengebrochen ist, ist eine Sensation für sich: Seeluft, Geldmangel und die in den frühen Revolutionsjahren geübte Praxis, zwecks Wohnraumverdopplung

Hurra, wir waren in Kuba!
Beweis 2: Che Guevara lebt


Zwischendecken einzuziehen, haben die kolonialen neoklassizistischen Gebäude nur zum kleineren Teil unbeschädigt gelassen. "Hier sieht's ja aus wie nach dem Krieg!" freut sich Trümmerlayouter Hintner da und fotografiert eifrig, damit man später mal alles originalgetreu rekonstruieren kann. Wir werden Havanna nicht wiedererkennen: verwackelt, unscharf und selbstverständlich doppelt belichtet.

Hurra, wir waren in Kuba!


Mindestens so alt wie Hintner, aber dreimal so gut in Schuß: die amerikanischen Oldtimer, die nur vom hochentwickelten Basteltrieb und dem eisernen sozialistischen Willen ihrer Besitzer zusammengehalten werden. Gerne werden zum Beispiel Luftfilter durch wassergefüllte Gurkengläser ersetzt oder Benzinmotoren gegen russische Diesel ausgetauscht. Falls die Schadstoffbelastung der Luft einmal die staatlichen Planzahlen unterschreitet, werden die Buicks, Chevys und Dodges sofort angeworfen und auf der Suche nach Dollartouristen durch die Straßen gebrummt, zum Beispiel zum Capitolio, einer getreuen Kopie des Washingtoner Kapitols, oder zum Revolutionsmuseum, wo sich von Fidels Tarnstrumpfhosen über Ché Guevaras Flachmann bis hin zu Gipsabdrücken von Raúl Castros Tennisarm alles findet, was das Revolutionsmuseumsbesucherherz begehrt. Nebenan steht in einer Art Turnhalle die berühmte Yacht "Granma", auf der die Revolutionäre einst von Mexiko übersetzten und der Legende zufolge vor Seekrankheit kotzten, bis der Arzt (Dr. Ernesto Guevara) kam. Noch heute heißen eine kubanische Provinz, die Parteizeitung und die Oma von George W. Bush "Granma"; gar nicht auszudenken, wenn die Guerilleros auf der "Wolfgang Mischnick" gekommen wären. Oder auf der "Schwiegermutter"! Sie hätten die Revolution direkt "beerdigen" können, z.B. auf dem Cemeterio de Colón, dem Columbusfriedhof, auf dem u.a. Speedy Gonzales, Maria Especial und Pina Colada, weltberühmte Erfinderin des Mojito, begraben liegen.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt