Inhalt der Printausgabe
Februar 2002
Hurra, wir waren in Kuba! Ihre Männer in Havanna (Seite 12 von 16) |
Musik: Kubas heiße Rhythmen (1/2) Musik ist auf Kuba nicht einfach nur ohrenbetäubendes Getöse. Sie ist auch das Element, in dem die Kubaner leben, arbeiten und Schlange stehen, zugleich das Medium, mit dem die Inselbewohner ihre karibische Lust am Leben, am Sozialismus und an jeder Form von infernalischem Lärm feiern, und außerdem der wichtigste Grund für den baufälligen Zustand der meisten Behausungen, die unter der Wucht der Dauerbeschallung immer wieder einbrechen. |
Ohne grotesk laute Musik würde dem Kubaner etwas fehlen, z.B. Essen. Aufgrund der funktionierenden Planwirtschaft jedoch ist Musik auf Kuba im überfluß vorhanden, hat keinen Knopf zum Abschalten und kostet, wenn sie Touristen unaufgefordert an den Tisch gebracht wird, 1 USD Einheitspreis. Einheimische haben es da besser: Sie beziehen ihre Musik über Lebensmittelkarten, tauschen sie auf dem Schwarzmarkt oder zahlen in Pesos, also faktisch nichts. Wenn einmal irgendwo keine Musik zu hören ist, schreitet der Staat ein. Immerhin besteht die Hälfte der Bevölkerung aus staatlich lizensierten Musikern, die im Auftrag der Revolution durch die Straßen und Lokale schwärmen müssen, um Touristen zu enteignen und der anderen Bevölkerungshälfte zum Tanz aufzuspielen. Tanzen ("danzón") wiederum hat auf Kuba viel mit Erotik bzw. Rhetorik zu tun: Es geht darum, den Partner/die Partnerin mit sinnlichen Unterleibsbewegungen von den Errungenschaften der Revolution zu überzeugen bzw. schnurstracks flachzulegen ("candela"). |
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 |