Inhalt der Printausgabe

Februar 2002


TITANIC-Telefon-Terror

Mark - stark, Euro - teuro!

(Seite 7 von 10)

Frau Boesel
"Da hängen zu viele Länder mit drinne!"


Bösel Ja, Geld ist da, keine Sorgen! Die Leute gewöhnen sich an den Euro.
TITANIC Gibt's irgendwelche Probleme?
Bösel Ja, der 50er ist häßlich, muß ich sagen. Weil, mit dem 20er und dem Groschen, wegen dem Gold, man dreht ihn immer dreimal im Kreise herum. Die Leute tun sich mit dem 50er und dem 5er sich schwer.
TITANIC Was heißt schwer?
Bösel Na wenn man sagt, mit 'nem 50er müssen Sie bezahlen, dann liegt oft genug ein 5er da. 5 Cent. Die Zahl ist schwierig zu erkennen, ich schau da immer zweimal drauf.
TITANIC (ratlos) Was können wir machen?
Bösel Ich weiß nicht, da überfragen Sie mich jetzt. Der 50er in Gold, aber da hängen zu viele Länder mit drinne... Ich hätte unseren 50er in Silber gelassen. Weil für die Leute, das Silbergeld ist das größere und das ist doch irgendwie, das rote und das goldene wird kleiner, und das war ja nun mal drinne. Und das silberne war das größere. Also 50 Mark, zwei Mark, fünf Mark.
TITANIC (überfordert) Hm.
Bösel Und jetzt ist der 50er auch noch Gold, das verunsichert die Leute total.
TITANIC Hm, verstehe. Der Geldfachmann Bretton Wood sagte einmal: "Geld ist ein Zahlungsmittel, mit dem man alles einkaufen und bezahlen kann." Was bedeutet das für den Euro?
Bösel Ich weiß nicht. Vielleicht, daß Geld... Also ob D-Mark oder Euro, wichtig ist eigentlich, daß man gesund ist.
TITANIC Das stimmt. Sind Sie der Meinung, daß auch die Mark Brandenburg jetzt umgetauft werden muß?
Bösel Warum?
TITANIC Wegen der Namensänderung der D-Mark?
Bösel (trocken) Nö!
TITANIC Auf welchem Euro ist ein Männeken Pis abgebildet?
Bösel Auf dem belgischen?
TITANIC Auf welchem Euro ist ein Baguette abgebildet?
Bösel (überzeugt) Na, auf dem französischen!
TITANIC Sie kennen sich aber schon gut aus! Bitte vervollständigen Sie folgende Reihe: Schweizer Franken - Belgische Blonzen - Italienische Lira - Europäischer...?
Bösel Euro!
TITANIC Richtig! Und jetzt bitte diesen Satz: Der Euro verhält sich zur D-Mark wie ein VW Käfer zum...?
Bösel Trabant? Nein, Fahrrad! Ein Fahrrad oder Moped. Für mich ist der nicht sonderlich passend, wir haben uns in 10 Jahren gerade mal an die D-Mark gewöhnt, und schon wieder stellen wir uns um. In 10 Jahren vielleicht wieder... Aber dann wär's gut, wenn das von einem Tag auf den anderen geht, wie damals. Viele haben heute noch zwei Portemonnaies, und viele ältere haben gleich hier am 1. die Banken gestürmt, weil sie geglaubt haben, klare Verhältnisse. Damals mußten wir auch alle am nächsten Tag das Alugeld wegbringen
TITANIC Jaja. Wieviel DM sind 7 Euro?
Bösel O Gott! (Schweigen) Also wenn ich auf den Rechner kucke, sind's 3,58. Sonst hätte ich gesagt, 3,50.
TITANIC Genau. Was fallen Ihnen bei folgenden Begriffen für Assoziationen ein: Stabilität?
Bösel (beruhigend) Assoziationen? Nein, würd ich nicht sagen.
TITANIC Aha. Portemonnaie?
Bösel Hm.
TITANIC Begrüßungsgeld?
Bösel (begeistert) Ja!
TITANIC Genau. Was fällt Ihnen noch zu Mark Brandenburg ein?
Bösel (zaghaft) Stoiber?

Hoppla, das Projekt Euro ist doch kein 10 Jahres-Plan! Wenn nämlich seine Stabilität durch keinerlei Assoziationen gefährdet wird, kann das Moped unter den Währungen locker 20 Jahre alt werden. Bei guter Pflege natürlich...

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg