Inhalt der Printausgabe
Dezember 2002
Vom Fachmann für Kenner (Seite 15 von 16) |
Topfwette Aus einem "Kochbuch allererster Sahne" wollte es die Freundin wissen: daß echter Milchreis "mindestens eine Stunde" kochen muß. Wir legten also den Deckel drauf und gingen solange in den Park, wo wir Tauben und kleine Kinder mit übriggebliebenen Reiskörnern bewarfen. Als wir wieder zurück waren, hatte zu unserem Erstaunen der Milchreis den Topf weitgehend verlassen, war aber offensichtlich daran gescheitert, die Teller aus dem Schrank zu holen und schon mal den Tisch zu decken. Bedient waren wir trotzdem, nämlich als wir entdeckten, daß sich auf des Topfes immerfunkelndem Edelstahlboden eine braune Kohleschicht festgesetzt hatte - eine, die da partout nicht mehr wegzubewegen war. Mit höflichen Worten nicht, mit der Eisenspanbürste nicht und auch nicht mit Zewawischundweg. Die des Rubbelns müde ge- wordenen Hände ringend, rief ich: "Der Topf ist im Eimer!" Die Freundin war es ebenfalls, denn der Kohleklumpen, so gestand sie mir unter Tränen, war ihr Lieblingstopf. Hier wäre natürlich guter Rat teuer gewesen - wenn, ja wenn ich nicht schon die rettende Idee gehabt hätte! Der Topf war, soweit es eben ging, zu säubern, und dann sollte darin tiefbrauner Schokoladenpudding (ohne Mandeln) gekocht werden. Denn wie ich nur zu gut wußte, war meine sechsjährige Schwester verrückt nach dem Zeug. Vor allem aber gehört sie entschieden zu jenen Leckermäulern, die immer ganz wild darauf sind, Gefäße, in denen Süßes bereitet wurde, bis auf den allerletzten Rest auszuschlecken und auszukratzen. Nicht eher würde ihre flinke Kätzchenzunge ruhen, als bis der Topf blitzsauber und spiegelglatt sei. "Ach, das schafft die doch nie", schluchzte die Freundin. Ich drehte den Herd wieder an und sagte: "Topp, die Wette gilt Claudio Gutteck
|
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 |