Inhalt der Printausgabe
April 2002
Humorkritik
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Berliner Bescheidenheit |
Trotz meiner Vorbehalte gegen viele Produkte der Berliner Vorlesebühnen: Die soeben erschienene CD mit Live-Mitschnitten von Horst Evers ("Horst Evers erklärt die Welt", Wort Art) höre ich mir gerne auch noch ein zweites Mal an. Evers steht zwar wie die meisten seiner Kollegen dem gemütlich kumpelnden Kabarett hörbar näher als der komischen Literatur und wurde folgerichtig im vergangenen Jahr mit mehreren Kleinkunstpreisen bedacht. Als Bühnenfigur, die das immergleiche Elend der Berliner Lumpenbohème ("Was macht Horst mit seinem Tag?") in Worte zu fassen versucht, entwickelt er jedoch eine nicht uncharmante Präsenz, die sich häufig über die routinierte Koketterie mit Zechgewohnheiten und Verwahrlosung zu erheben vermag. Über die kleine Krankenhaushumor-Studie "Ich war der Appendix" oder den Zweiteiler "2 Plätze für Scholz", in dem erklärt wird, wie man ein Busunternehmen ohne Bus betreibt, habe ich jedenfalls nachdrücklich lachen müssen, und auch schwächere Stücke profitieren immer wieder von Evers spürbarem Willen zum unerwarteten Dreh. Womöglich wäre da noch mehr drin, gäbe Evers nicht gar so ostentativ den bescheidenen Verlierer, der ungeschickt den GEZ-Mann zu bestechen oder den Eisenbahnschaffner zu bescheißen versucht und den deshalb einfach jeder liebhaben muß. Aber das legt sich ja vielleicht mit zunehmendem Erfolg. In Berliner Vorlesebühnenkreisen, hört man, sei Evers bereits gar nicht mehr so unumstritten. Ein ermutigendes Zeichen? |
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