Inhalt der Printausgabe
April 2002
Und nun zur Werbung... |
|||
Ein Sturm der Entrüstung brach los, als vor einigen Tagen offenbar wurde, dass die amerikanische Regierung
nach dem 11. September ein "Amt für strategische Einflußnahme" gegründet hat. Laut New York Times soll das Amt "weltweit gezielte Falschinformationen streuen sowie ehrliche PR-Aktionen fahren, um die Öffentlichkeit zu Gunsten der USA zu beeinflussen". |
|
||
Aber warum eigentlich die Empörung? Daß mit der Rendon Group dabei genau jene PR-Firma engagiert wurde, die schon im Golf-Krieg einfühlsame Beiträge über angeblich von irakischen Soldaten aus ihren Brutkästen herausgerissene Babys publikumswirksam in die Nachrichten brachte, zeigt doch, daß man aus Fehlern gelernt hat. Erstens wird man bei Rendon nach dem Auffliegen nicht noch einmal auf eine derart durchsichtige Propagandashow zurückgreifen. Und zweitens werden den Babys diesmal zusätzlich noch die Goldzähne herausgebrochen. Im eigenen Lande wird die sensible Aufgabe dadurch vereinfacht, daß die unter US-Bürgern mit Abstand wirkungsvollsten Falschinformationen über Saddam Hussein höchstwahrscheinlich alle wahr sind: daß Saddam morgens beim Rasieren die amerikanische Nationalhymne falsch pfeift (absichtlich), daß seine Toilettenschüssel in den Farben der Stars n' Stripes ausgemalt ist und daß er mehrmals täglich die Zunge herausstreckt, wenn er in Richtung Weißes Haus schaut; daß er kürzlich in Kuwait die Zeche geprellt und noch eine Rechnung offenstehen hat (15 Döner, zweimal Kleiner Feigling, einmal "Atombombe mit viell scharfff!") und daß die irakische Filmindustrie im Verborgenen an einem Western arbeitet, in dem Britney Spears wirklich singt und John Wayne erschossen wird. | |||
Wo gehobelt wird, da fallen Späne! Hätten wir es Scharping früher sagen müssen? | |||
In Europa dagegen liegen die Verhältnisse anders. Abgesehen davon, daß derartige Propagandameldungen hierzulande wohl weniger effizient wären, stellt sich - gerade in bezug auf Deutschland - die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, die hiesigen Kriegsbefürworter noch zu unterstützen. Möglicherweise befürchtet man im Pentagon allmählich, unter dem enormen Erwartungsdruck von FAZ, Welt und Wanngehtsendlichlos?-Quarterly viel zu früh in einen Angriffskrieg gegen den Irak getrieben zu werden. Zumal die amerikanische Seite dann auch die Heulboje Scharping darüber informieren müßte, daß sich seine Soldaten im Einsatz befinden - ein Gespräch, das verständlicherweise selbst von den abgebrühtesten Ledernacken gescheut wird… |