Inhalt der Printausgabe
September 2001
Humorkritik
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Sehr ulkig |
Was ist ein "Grenzgänger, Autor, Bergbauer"? Was wohl ein "Phänomen", welches verspiegelte Sonnenbrillen zwischen den eisgrau melierten Alpenbart und den schwarzwaldschwarzen Obenrumwuschel steckt und wie weltwägend schräg durch die Gegend linst, wenn es nicht gerade Berge bebaut und besteigt oder ferne Wüsten heimsucht mit seinen Kamerateams? Ein solches Phänomen trägt den Namen Reinhold Messner, und exakt diesem widmet sich nun endlich einer der bildungsmächtigsten deutschen Verlage. Im Dezember des prachtvollen Jahres 2001 wird uns aus dem Frankfurter Haus Unseld & Unfug als Festgabe gereicht ein die Traditionsreihe "edition suhrkamp" schmückender Band der Philosophen Volker Caysa und Wilhelm Schmid. Wo gemeinhin die Derridas, Bohrers, Sloterdijks und Habermasens renommieren und fragen, was denn noch Sinn "macht", verspricht der Untertitel von Reinhold Messners Philosophie fraglos richtungsweisend: "Sinn machen in einer Welt ohne Sinn." "Im Grenzgang praktiziert Messner eine asketische wie ekstatische Lebensform", erläutert die Vorschau, und zu welchen Resultaten dieses Krebsgangkunststück führt, verrät man auch: zu einer "Philosophie", die Messners "Kunstauffassung, die das Bergsteigen, ja sein ganzes Leben zur Kunst erklärt", offenlegt - arschweit. Ich bin froh, schon heute bei einer solch phänomenalen Emanation des blanken Ulks, korrigiere: bei einem derart bahnbrechenden Durchbruch des Denkens in den Sinn des Machens einer Bücherwelt ohne Verstand dabeigewesen zu sein. Und lache bis Dezember mit, oder besser: aus vollem Hals volles Rohr durch. |
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