Inhalt der Printausgabe
September 2001
Humorkritik
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Der Scheibnerhans |
Der Scheibnerhans ist kein "Blödelkabarettist", auch kein "Unterhaltungskabarettist" und erst recht kein "Polit-Kabarettist"! Der Scheibnerhans ist "irgendwie ein Radikalhumorist" und "macht sich einfach nur über alles und jeden (sich selbst eingeschlossen) lustig, was sich mit falschem Heiligenschein erwischen läßt", und ist, ganz klar, "nicht einzuordnen". Auch auf seiner neuen und hoffentlich letzten CD "liebevoll beleidigend. neue wortanschläge" (Conträr Musik) packt der norddeutsche "Lästerlyriker" wieder gnadenlos die heißesten Eisen unserer Zeit an: Stau, Beamtenschlaf, das Programmieren von Videorecordern, Ostwestgegensätze und Frauenemanzipation. Richtig "kritisch", "scheibnerweise" mit "handfester Satire"! Auch "vor denen da oben" nimmt der Scheibnerhans "kein Blatt vor den Mund", deswegen hat ihn der schrecklich mächtige sächsische Umweltminister Arnold Vaatz 1993 mal ganz schlimm ausgeschimpft. Dumm nur, daß der Scheibnerhans höchstens noch auf Betriebsfesten, durch Altersheime und den NDR 3 tingelt, sonst hätte er nämlich längst mitgekriegt, daß laut Satirereinheitsgebot (Fassung von mindestens 1990) Stau, Beamtenschlaf, Programmieren von Videorecordern, Ostwestgegensätze und Frauenemanzipation als Sujets verboten sind. Außerdem will ich die Phrase mit dem "über sich selbst lustig machen" weder hören noch lesen, schließlich ist das eine Frage der Menschenwürde. Und das mit dem "nicht einzuordnen" dito. Jede Volksmusikantentruppe oder Heavymetalband erzählt mir heutzutage ungefragt, sie passe in keine Schublade, und man müsse auch mal über sich selber lachen können. Nur für den Scheibnerhans als Urheber solch klingender Klassiker wie "Ich mag so gern am Fließband stehen" und "Schmidtchen Schleicher" hätte ich doch zu gern eine Schublade, eine bombensicher verschließbare möglichst, darin er sich ungestört totlachen kann. Über sich selbst. |
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