Inhalt der Printausgabe
September 2001
Vom Fachmann für Kenner (Seite 3 von 15) |
Hitzestau Ich sitze an meinem Computer und schwitze. Die Hitze ist unerträglich hinter der sonnenbeschienenen Fensterscheibe. Ich werde nichts mehr dagegen tun, irgendwann kommt ohnehin der Herbst. Ich habe nämlich mal etwas dagegen getan, für 100 Schweizerfranken einen Lamellen-Rolladen gekauft. Und ihn dann in der S-Bahn vergessen, weil ich ihn längsweg über das Fenstertischchen gelegt hatte, wo er vorne und hinten zwischen Sitzen und Wand verschwand. Er war zusammengerollt in einer grauen, etwa einmeterzwanzig langen, teilweise klarsichtigen Plastikröhre, die sich dummerweise derart ins ebenfalls graue S-Bahn-Interieur integrierte, daß sie sich irgendwann darin verlor. Am nächsten Tag, schweißdurchnäßt am Computer, kam mir der Rolladen wieder in den Sinn. Schleunigst rief ich das Bahn-Fundbüro an, genaue Zugnummern und Abfahrtszeiten stotternd. Rolladen, lang? Der Beamte klang nicht zuversichtlich, wollte sich bemühen und rief eine Stunde später wieder zurück. Nichts. Ob er sicher sei, fragte ich. Ja. Er habe da freilich eine lange Lampe, etwas wie eine Neonröhre, sagte er. Ob das vielleicht eine Verwechslung sein könne, fragte ich, ob er sich die Lampe nicht nochmals anschauen wolle? Nein, rief er ungeduldig, er wisse schließlich, wie eine Neonröhre aussehe. Das Gespräch beendete sich. Und bis heute stelle ich mir vor, wie der Beamte in seinem kleinen Telefonbüro mit meinem Rolladen Licht macht. Ruedi Widmer
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