Inhalt der Printausgabe
September 2001
Drei in der Tube oder: Ménarsch à trois! Eine symbiotisch-bioGraphische Gratulationscour. (Seite 4 von 8) |
So vergingen Minuten, ja Wochen, und die Kindheit gleich mit. Auf einmal war man pubertär, und die Oma wurde ranzig. Panta rhei. Wolfgang, wenn er sich nicht gerade im Badezimmer einschließt, zieht sich jetzt gerne in den Proberaum zurück und übt mit seiner ersten Band "The Woxlers" Kirschkernweitspucken; oder spielt Halma die Fresse. Bei Schulfesten werden sie schon mal aus der Aula geprügelt, und als die Schule endlich rum ist, ist eine Lehre zum Unfeinmechaniker reinweg unumgänglich. Jutta wiederum lernt in der Schule nichts oder kaum Wahres über den NS-Faschismus oder höchstens, wie man Metaphernsalat macht ("In der Schule lernten wir nichts oder kaum Wahres über den NS-Faschismus. Irgendwann schien ein Virus namens Hitler samt seiner braunen Horden wie eine Naturkatastrophe auf das große Kulturvolk der Deutschen herniedergefallen zu sein"), und Breitner brilliert im Abitur durch ein großes Maul ("Was bist du doch für ein riesengroßes Rindvieh, du bist doch bescheuert") und kritischen Empirismus at its best: "Objektivität, die gibt's nicht." Der "Sprung in die von Udo Lattek trainierte Jugendnationalmannschaft, in der er anfangs neben Uli Hoeneß als Rechtsaußen, später hauptsächlich als Mittelläufer eingesetzt wurde und in zwei Jahren nur einmal fehlte" (Munzinger) ist da längst gemacht und sein Ruf als APO-Arsch vom Dienst spätestens dann gefestigt, als er sich 1971 weigert, die Nationalhymne zu singen - ganz im Gegensatz zur immer noch recht jungen Jutta von Ditfurth, die zwar gleich mit Abschluß der Pubertät ihr "von" der Kriegsgräberfürsorge stiftet ("Befreiung vom Adel"), auf das frühmorgendliche Absingen aller drei Strophen des Deutschlandlieds aber erst mit Erreichen ihres alten Essentials 85 D verzichtet; dann aber richtig und für immer.
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