Inhalt der Printausgabe
Januar 2001
Mordversuch in Linie 48
Aus dem Leben des amtierenden deutschen Reichskanzlers Wolfgang Gerhard Günter Ebel
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Diepgen rennt weg! Die Kontaktaufnahme, erinnert sich der Politveteran präzise, sei nicht einfach gewesen: "Die Amerikaner wissen, läßt man mich wissen, daß bestimmte Personen mich sprechen wollen. Zur Zeit ist das eine bestimmte Person beim US-Hochkommissar in Deutschland. Diese Person ist zugleich US-Botschafter in Deutschland, nicht in der Bundesrepublik!" Die es, man erinnert sich, ja im Grunde auch gar nicht gibt. Genaueres kann Herr Ebel über seine US-Kontakte dann leider nicht verraten. Der mächtigste Mann des Reiches muß eben seine Rücksichten nehmen. Jedenfalls erfährt Herr Ebel, daß er nicht nur "von den Amerikanern genehmigt worden war", sondern obendrein "dem Regierenden Bürgermeister sein Ernennungsschreiben zu übergeben" habe. Weisungsgemäß will der frischgebackene Reichsminister im September 1985 dem Regierenden Bürgermeister Eberh. Diepgen im Rathaus Schöneberg das erforderliche Dokument überreichen. Doch Diepgen, der, sonderbar genug, sofort und wie instinktiv die Tragweite dieser Entwicklung begreift - gibt Fersengeld: "Er ist mit dem Schreiben die Abgeordnetentreppe runtergerannt, da kam von unten Professor Rupert Scholz. ›Eberhard‹, hat der gesagt, ›du kannst nicht wegrennen. Du weißt, daß Herr Ebel von den Amerikanern ernannt wurde, also dein Vorgesetzter ist, und nicht umgekehrt.‹" Natürlich gibt es für diesen pikanten Zwischenfall Zeugen, nämlich keinen Geringeren als den stellvertretenden Reichsverkehrsminister, "meinen Nachbar, Herr Meese". Ein in der Politik selten gewordenes Beispiel menschlicher Harmonie: Auch heute noch wohnt Ebels langjähriger Kollege, stellvertr. Reichsminister Meese, als Wohnungsnachbar Tür an Tür mit seinem Vorgesetzten. Gut zwei Jahre lang wirkt Ebel an der Spitze des Reichsverkehrsministeriums zum Wohle des Reichsverkehrs, dann wollen die Amerikaner mehr. Wie immer melden sie sich in der dem Ami eigenen konspirativen Art: "Die Protokollabteilung des State Department in Berlin sagte: ›Ein einzelner Minister kann keine Regierung leiten, also haben Sie sich was einfallen zu lassen!‹" Wieder muß Herr Ebel gehorchen und wohl oder übel auch noch das Amt des "Generalbevollmächtigten für das Deutsche Reich" auf sich nehmen bzw. "Strukturen aufbauen", wie es der mdr nennt. Auch einen Amtseid muß Herr Ebel schwören, sogar schriftlich: "Ich schwöre den Vertretern der Siegermächte, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden, die Verfassung und die Gesetze des Reichs wahren, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen, zum Aufbau eines vereinten Europa beitragen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. Ich schwöre, so wahr mir Gott helfe!" |
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