Inhalt der Printausgabe

Januar 2001


Mordversuch in Linie 48
Aus dem Leben des amtierenden deutschen Reichskanzlers Wolfgang Gerhard Günter Ebel

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Gelegentlich treibt der Mitteldeutsche Rundfunk, der im Hauptberuf bizarre Unterhaltungssendungen auf die Menschen des Großraums Riesa-Geithain-Halberstadt regnen läßt, auch mal Journalismus. So konnten ARD-Zuschauer im MDR-Fernsehmagazin "Fakt" kürzlich allerhand über Herren erfahren, die für sich in Anspruch nehmen, die "deutsche Reichsregierung" zu sein: "Das Deutsche Reich, so behaupten diese Herren, bestehe weiter, und zwar in den Grenzen von 1937. Diese Leute sind eine rechtsextreme Gruppierung, erkennen die Bundesrepublik nicht an." Klingt gut; doch es kommt noch besser: "Die ominöse Reichsregierung, die Haftbefehle und Todesdrohungen verschickt, kann schon seit zehn Jahren unbehelligt ihre Strukturen aufbauen, Strategien entwickeln." Und warum hier ominöse Herren seit zehn Jahren in aller Unbehelligtheit Strukturen entwickeln und Strategien aufbauen dürfen, erfährt der freiheitlich-demokratische ARD-Kucker natürlich gleich mit: "Tatsächlich scheint man der selbsternannten Reichsregierung juristisch nur schwer beizukommen - nicht wegen Amtsanmaßung, nicht wegen Urkundenfälschung, kaum wegen Nötigung. Sie sind juristisch anscheinend gut beraten, bewegen sich geschickt in einer juristischen Grauzone. Wird es tatsächlich strafrechtlich relevant, unterschreibt immer der selbsternannte Reichskanzler, Wolfgang Gerhard Günter Ebel, die Drohbriefe. Herr Ebel aber ist seit Jahren geschäfts- und schuldunfähig. Und somit nicht zur Verantwortung zu ziehen." Und was macht der Rechtsstaat, wenn er es mit Rechts zu tun hat? Doch nicht etwa kapitulieren? "Fakt" fragt vorsichtshalber und beinah schon rhetorisch nach: "Kapituliert der Rechtsstaat vor Gruppierungen, die andere gezielt einschüchtern, Behörden über Wochen beschäftigen, Menschen sogar mit dem Tod bedrohen?" Doch vor wem genau streckt denn die FDGO hier die Waffen? Wie genau sieht sie denn nun aus, unsere Reichsregierung? Und wie ist der Herr Reichskanzler eigentlich so privat? Das kann nur ein Vor-Ort-Termin klären.

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg