Inhalt der Printausgabe

April 2001


MIR-Alarm in Bleicherode!
(Seite 7 von 8)

Herr B.
Bleicherode

TITANIC (distanziert) ...ich habe schon gehört, daß die Bevölkerung von Bleicherode das begrüßen würde, wenn wir das über Ihrem Ort machen.
Bleicherode Ja, der Windberg wär vielleicht was. Richtung Eichsfeld.
TITANIC Genau, die Anflugroute ginge über Roßla, Heringen und dann so bei Werther vorbei, und dann müßte man weiter nach Süden fliegen? Oder wie?
Bleicherode Nee, nordöstliche Richtung, wenn man jetzt von Nordhausen her kommt, ist das praktisch nordwestlich.
TITANIC (geschäftig) Moment, ich suche das auf der NASA-Karte, nein, wir kommen weiter von Süden, also quasi zwischen Werther und Wolkramshausen.
Bleicherode Ja, da in der Richtung ist noch 'ne große Kalihalde.
TITANIC Kann man die aus elf Kilometern Höhe erkennen? Wie sieht das aus?
Bleicherode Die ist groß genug, das ist durch die bergmännische Gewinnung, die ehemalige Kalihalde, wie so ein Rückstandsberg, ca. 70 Meter hoch.
TITANIC (skeptisch) Also ist das so groß, daß man das gut treffen kann, wenn man aus dem Osten und von senkrecht oben kommt?
Bleicherode (überzeugt) Ja, das könnte man gut treffen.
TITANIC Sie wissen auch, wenn so eine Raumstation runterkommt, das ist sehr schwierig, genau zu dirigieren.
Bleicherode Aber wenn die da runterkommt, liegen Sie richtig. Das wird sowieso alles zugeschüttet dann da, hehe! Wird auch alles begrünt jetzt.
TITANIC Ja, wahrscheinlich würde der Berg allerdings ja dabei draufgehen, Sie wissen ja, was für eine Verformungsenergie bei so etwas freigesetzt wird.
Bleicherode Na, das wär aber nicht gerade das ideale, wenn der Berg dabei draufginge!
TITANIC Warum das?
Bleicherode Ja, weil die Ortschaft liegt doch drum herum!
TITANIC (mitleidig) Au, schlecht, das liegt mitten im Ort?
Bleicherode Also am Ortsrand. Und so 'ne Fabrik liegt noch daneben.
TITANIC Fabriken sind ja meistens nicht so teuer im Osten, die machen ja keine schwarzen Zahlen.
Bleicherode Günstiger wäre aber vielleicht Richtung Windberg, von Werther, Bleicherode und dann Richtung Südwesten.
TITANIC Also Richtung Leinefelde?
Bleicherode Nicht ganz, mehr so, so Richtung Gieboldehausen.
TITANIC Das Problem ist, daß wir nicht so ganz zielgenau sind. Treibstoffmangel, Sie verstehen. Wir sollten sicherheitshalber also doch lieber versuchen, diesen Berg zu treffen.
Bleicherode Ja?
TITANIC (beruhigend) Wenn man da erst einmal dran ist, dann geht da auch nicht viel nebenher, hoffen wir! Viel verglüht ja auch, also wahrscheinlich. Sind ja immerhin 140 Tonnen auf 30 Metern, über die wir hier reden. Wenn die Hälfte durchkommt… Berg wär gut!
Bleicherode Also der ist rund 150 Meter breit, der Berg. Und wie gesagt auch 70 oder 75 Meter hoch.
TITANIC Das klingt sehr solide. Und das ist ja möglicherweise auch ein interessantes Spektakel und Feuerwerk für die Bevölkerung.
Bleicherode Man müßte vielleicht dann mal dort im Betrieb vorher anrufen.
TITANIC (gleichgültig) Warum? Das wär ja am Wochenende.
Bleicherode Der Berg gehört zur Nordhäuser Entsorgungsgesellschaft… Aber da müssen Sie vorher mal anrufen, die Verantwortlichen möchten das sicher wissen, wenn da bei Ihnen was runterkommt! Die arbeiten Schicht, und da wird ja auch Bauschutt angenommen.
TITANIC (erfreut) Gut, dann können die gleich den Dreck wegmachen hinterher. Glauben Sie, daß die Bevölkerung das begrüßen würde?
Bleicherode Och, warum nicht? Die hat ja schon Tradition, die Station, nicht?
TITANIC Ja, das stimmt. Das passiert ja auch nicht oft, daß so was runterkommt. Und es gibt ja auch viele Länder, die gar nicht möchten, daß das bei Ihnen passiert. Schön, daß Sie das auch etwas positiver sehen können.
Bleicherode Ja, das ist hier gar nicht so, weil in den neuen Bundesländern viele mit der Station auch aufgewachsen sind.
TITANIC Uns kommt das auch zupaß, wir müssen es halt hoch- bzw. runtergehen lassen, bevor es in den Westen rüberkommt. Da sehen die Leute das ganz anders, wenn da eine Raumstation abstürzt, kriegen wir Ärger.
Bleicherode (besorgt) Kosmonauten sind da ja wohl nicht mehr drin?
TITANIC Nein, nur ein paar glühende Trümmer, so VW-Bus-Größe. Das Zielen ist halt sehr schwierig mit so einem Gerät. Aber versuchen wir mal, das Beste draus zu machen.
Bleicherode Ja, klar!
TITANIC Okay, dann schauen Sie mal am Sonntag um 17 Uhr aus dem Fenster.
Bleicherode (stolz) Na, ich brauch mich nur auf die Terrasse zu stellen, da kann ich den ganzen Berg sehen.
TITANIC Das kann ja auch für die ganze Familie nett sein. Ich hoffe, Sie sind nicht zu dicht dran, ein paar Kilometer Abstand haben noch keinem geschadet...
Bleicherode Ja, jaja. Nein.
TITANIC Und nichts anfassen, wenn bei Ihnen was in den Garten fallen sollte, das kann immer ein bißchen strahlen oder sehr heiß sein…
Bleicherode Nein, nein. Ist klar!

Diese grundlose Begeisterung geht uns nun doch etwas zu weit. Wenn sie die Station unbedingt haben wollen in Bleicherode, dann sollen sie auch etwas leisten dafür:

Martin Sonneborn


Schöne Stadt

 
   1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8   


Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg