Inhalt der Printausgabe

April 2001


MIR-Alarm in Bleicherode!
(Seite 2 von 8)

Botschaft von Nigeria
Berlin

Absturz TITANIC ...und suchen ein Absturzgebiet, wo es nicht so teuer wird, wenn das da runterkommt. Das bedeutet auch wertvolles Altmetall...
Nigeria (abwehrend) Ja, nein, vielleicht rufen Sie mal in Guinea an.
TITANIC Gute Idee, vielen Dank, machen wir...

Ja, warum nicht? Ist doch egal. Hauptsache, Frankfurt bleibt aus dem Spiel. Bereden wir die Sache doch mit dem Botschafter Guineas, Serge Michel Udzuki (o.s.ä.) bzw. mit ihm und seinem Dolmetscher:

Botschaft von Guinea
Berlin

TITANIC ...also fast kontrolliert abstürzen jedenfalls. Wir suchen für den 18. März ein Absturzgebiet, und ich spreche mit verschiedenen Ländern in Afrika. Und ich möchte fragen, ob wir mit Ihnen zusammenarbeiten können.
Guinea Also, das muß ich erst mal erklären. (übersetzt) Also, der Botschafter läßt Ihnen wissen, normalerweise solche Sachen werden nicht mit den Botschaftern verhandeln, sondern mit den Staatsoberhaupten direkt.
TITANIC (diplomatisch) Ja, wir möchten auch nur vorfühlen.
Guinea Aber die zweite Sache, die er gesagt, ist, daß unser Land ein kleines Land und er glauben nicht, daß so was möglich ist. Aber Sie müssen mit dem Chef des Staates sprechen.
TITANIC Könnten Sie mir denn einen Tip geben, welches Land mit möglichst wenig Bruttosozialprodukt und möglichst viel Fläche wir ansprechen könnten?
Guinea (nachdenklich) Große Land mit wenig Sozialprodukt und viel Fläche? Haben Sie bei den Ländern mit Wüstenfläche, Wüste schon so probiert?
TITANIC Nein, nur mit Nigeria und Ghana. Was gibt es für Länder mit großer Wüste?
Guinea Also da kann ich Sie schlecht beraten. (Der Botschafter redet auf ihn ein) Botschafter sagt, so was verhandelt man nicht mit dem Botschafter. Und wir haben auch eine Botschaft in Moskau, ich finde das ein bißchen verkehrt, daß die Russen da gar nicht versucht haben, mit der Botschaft in Moskau Kontakt zu nehmen.
TITANIC (entschuldigend) Sie kennen doch die russischen Brüder...
Guinea (vertraulich) Und wenn ich Sie richtig verstehe: Wenn Sie Länder suchen mit niedrigem Pro-Kopf-Einkommen, das heißt, daß Sie bereit sind, dafür zu zahlen oder so was, ne?
TITANIC Genau, wir möchten aber die Kosten möglichst gering halten, deswegen suchen wir ja eine Gegend, wo nicht soviel kaputtgehen kann.
Guinea Okay, wir werden Ihre Botschaft weiterleiten und uns Montag melden…

Das kann sich der Guineser natürlich abschminken! Wenn wir den Afrikanern schon ein paar Tonnen russisches Altmetall spendieren, wollen wir schließlich nicht auch noch dafür zahlen! Gibt es denn nicht ein Gebiet mit völlig vernachlässigenswertem Bruttosozialprodukt? Ein Gebiet ohne jegliche Wertschöpfung? Ein Gebiet, in dem der Sachschaden auch im schlimmsten Falle - den Gott verhüten möge! - die 300-Mark-Grenze schwerlich übersteigen würde? Dochdoch, gibt es: die gute alte DDR! Z.B. im Bereich Alt-Krenzlin...

Martin Sonneborn


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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/i nnen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
28.03.2024 Nürnberg, Tafelhalle Max Goldt
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt