Inhalt der Printausgabe

Controller aus Angola

SOS – Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus. 1,1 Millionen Stellen sind unbesetzt. Jens Spahn war bereits in Mexiko, um Tausende Altenpflegerinnen anzuwerben. Doch das ist nur der Anfang. Jetzt heißt’s beherzt zugreifen und auf dem globalen Arbeitsmarkt die besten Leute einkaufen, je nach Qualifikation und Region. Denn die Welt schuldet uns Fachkräfte!

Kältetechniker/in

Grönland

Hunderttausende deutsche Kühlhäuser sind ungewartet, Eiscreme, Tiefkühlpizzen und Leichen gammeln vor sich hin. Perspektivlose Inuit reparieren die Geräte noch bei minus 70 Grad gegen freie Kost und Logis (am Ort). Bonuszahlungen in Form von TK-Robben und Baikal Vodka.


Reinigungskräfte

Großbritannien

Deutschland, bald ein Volk ohne Raumpfleger? 50 000 englische Hausfrauen mit Sauberkeitsfimmel sorgen für Abhilfe und kommen nach dem Brexit gerne.


Postboten

Cayman-Inseln

Kennen noch die seltsamsten Briefkästen und fragen nicht nach Morgen: freundliche Postboten von den Cayman-Inseln, flink, flexibel, gewerkschaftslos. 


Escort-Personal

Kleine Antillen

Da lachte schon Christoph Kolumbus: Die besten Escort-Damen kommen auf von den Jungferninseln.


Straßenkünstler

Peru

Was peruanische Panflötenspieler können, können nur peruanische Panflötenspieler. 


Seelsorger/innen

Finnland

Haben sehr große Ohren, hören mit waidwundem Kaurismäki-Blick stundenlang zu und sabbeln selbst nie herum: Seelsorgerinnen und Sterbebegleiterinnen aus dem hohen Norden. 


Bauersfrauen

Tadschikistan

Das Problem: Akute Unterversorgung in der Uckermark und Vorpommern. Die Lösung: tadschikische Kleinbäuerinnen, leidensfähig und gebärfreudig, die noch unter widrigsten Bedingungen (braune Sümpfe) gut gelaunt ackern. 


Chiropraktiker

Russland

Den schlecht bezahlten Knochenjob des Chiropraktikers will kaum noch einer machen. Im Sonderzug schon unterwegs: Tausende arbeitslose Stahlarbeiter des »Magnitogorski metallurgitscheski kombinat«. 


Masseurinnen

Österreich

Wer Topfengolatschen, Nusskipferl, Zimtringerl, Nockerl und Sachertortenteig kneten kann, bezwingt auch verspannte deutsche Akademikernacken: 500 000 ausrangierte Zuckerbäckerinnen marschieren schon über die Alpen. 


Allgemeinmediziner

Südsibirien

Hausärzte fehlen an allen Dreiländerecken und Emden. Idealer Ersatz: unterbeschäftigte Schamanen aus dem beliebten Turkvolk. Die studierten Geisterwissenschaftler ermöglichen den sonst schwer herstellbaren Kontakt zu Mächten des transzendentalen Jenseits (Fachärzte). 


Kellner/innen

Mongolei

Einheimische wollen das viele Gerenne nicht mehr machen, klagen über wunde Füße. Nicht so mongolische Nomaden, die sich selbst in kulinarischen Steppen (Vapiano), gastronomischen Tundren (L’Osteria) und endlosen Servicewüsten (Subway) fachkundig orientieren. 


Fahrlehrerinnen

Saudi-Arabien

Saudische Fahrerinnen haben echten Spaß an der Freude und können die Leidenschaft fürs Autofahren noch authentisch vermitteln. 


Pädagoginnen

China

600 000 000 chinesische Mütter können sich nicht irren. »Tiger Nurses« sorgen in unseren Kindergärten für brutale Sauberkeitserziehung, Violinenspiel im Krippenalter und Strafen, Strafen, Strafen, um den Anschluss an die Weltspitze nicht zu verpassen. 


Sandsäcke

Japan

Die nächste Jahrhundertflut kommt bestimmt. Nebeneinander aufgereihte Sumo-Ringer trotzen jedem Hochwasser an Donau, Elbe und Rhein. 


Bademeister

Ozeanien

Traurige Bilanz: 3000 fehlende Bademeister. Die Bewohner der Marshallinseln sind im Schwimmen geübt und freuen sich auf ein neues Zuhause. 


Chaostheoretiker

Syrien

Schwer gesuchte Chaosforscher beschäftigen sich mit Ordnungen in dynamischen Systemen, deren zeitliche Entwicklung unvorhersehbar erscheint. Dafür prädestiniert: syrische Mathematiker. 


Anästhesisten

Afghanistan

Hier Mangel, dort Massenware: Im Selbststudium ausgebildete Anästhesisten vom Hindukusch bringen jahrtausendealte Schmerztherapeutika aus Schlafmohn, Alraunen und Pilaw mit, und durch gute Kontakte in die Heimat reißt der Nachschub nie ab. 


Erntehelfer

Singapur

Kommen für einen Holsteiner Appel und ein Emsländer Ei: Für »Young Urban Asians« ist die Spargelstecherei in der Beelitzer Heide oder die Rübenernte im Sauerland der sommerliche Work&Travel-Spaß. 


Controller

Angola

Die angolanische Controller-Ausbildung ist zwar top, jedoch von Misswirtschaft geprägt. Typisch Afrika! Pro Jahr drängen auf den angolanischen Arbeitsmarkt bis zu 100 000 frisch ausgebildete Controller, die von Siemens, Volkswagen und Co. zum Schnäppchenpreis abgefischt werden. 


Mönche

Irak

Riesenbedarf an Geistlichen! Aber nicht im Nahen Osten. Die Zukunft: Flixbus-Ladungen voller Mullahs (angefragt) mit guten Kenntnissen in Monotheismus. Die dreiwöchige Umschulung (zehn Gebote, Gottes Sohn, Hochdeutsch) zahlt das Jobcenter.

Ella Carina Werner

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt