Inhalt der Printausgabe

Ceci n‘est pas un Opel-Zoo

Oh, là, là, da haben wir cleveren Franzosen von Peugeot aber ein fantastique Schnäppschen gemacht: Nur 1,3 Milliarden Franc (= 1,3 Milliarden Euro) für den hochdotierten Nähmaschinenhersteller mit der terriblen Autosparte: Opel. Doch grand malheur! Aus Versehen haben wir einen ganzen Zoo mitgekauft: den Opel-Zoo im Taunus, wo über 1600 Tiere hausen und an allen Ecken und Enden Modernisierung und mehr chic vonnöten ist, bevor er sich »Peugeot-Zoo« nennen darf. Schnell wird eine Experten-Équipe zusammengestellt und zur Tierparkbegehung gesandt.

INTRODUCTION

Mon dieu! Bestialischer Gestank steigt in die Michelinnasen von Árdy Beaurmeier, Tortoise Geautzsch, Maurice Hürtgén, Fabienne Lichtér, Leo Rieschél, Danielle Sibbé und El Carin Wernér – wir treten aus unserem Pariser Bureau auf die Rue, steigen dann in den TGV und sind nach wenigen Stunden in Kronberg (Taunus) vor dem Opel-Zoo angekommen. Mit Presseausweisen getarnt verschaffen wir uns Gratiseintritt, erst drinnen legen wir unsere lächerliche, geschmacklose deutsche Kleidung ab und werfen uns in Schale: Streifenhemdchen, Baskenmützen und ein luftiges Baguette als freches Accessoire unter die Achseln. Als wir uns vor einer Schulklasse genüßlich die erste Gauloises anstecken, marschiert im Stechschritt ein schneidiger homme wieselflink auf uns zu, will wissen, wer wir sind und was wir vorhaben.

Ab heute: Nur noch franz. Bio-Kraftstoff
Dank Peugeot: Endlich elegante Namen für die Opel-Modelle

 

»Wir kommen von Peugeot, möchten unseren neuen Zoo besichtigen und einen Drei-Jahres-Plan zur Sanierung aufstellen«, gibt Geautzsch Auskunft. »Und wer sind Sie überhaupt?« – »Gregor von Opel, ich leite diesen Zoo.« Sacrebleu! Ein echter Urenkel von Adam Opel – und inzwischen quasi unser Angestellter. Wir geben ihm eine Jobgarantie, wenn er uns nur ungestört unsere Sache machen läßt, also zwei Stunden wegschaut. Der Urenkel Adam Opels schlägt ein, posiert noch brav für ein Gruppenfoto und zieht sich dankbar in sein Kämmerchen zurück. Alors! An die Arbeit! Le protocole:

STREICHELGEHEGE

Die Opelschen Ziegenmodelle gibt es in allen Größen und sandfarbener bis schwarzer Lackierung. Rieschél und Lichtér führen Biokraftstoff (carottes) in die dafür vorgesehene Öffnung und messen an der anderen die Abgaswerte. Einige Modelle bocken, andere entpuppen sich als regelrechte Vielschlucker. Unsere Meßwerte ergeben, daß der mitgebrachte Bordeauxwein hervorragend zu aus diesen Tieren gewonnenem Käse paßt. Wir starten einen petit Umtrunk.

 

VÖGEL UND GEFIEDERTES

  1. Alle Enten müssen weg! Wir dulden kein Product-Placement der Konkurrenz von Citroën. Die Viecher können im Zuge eines Abgastests in einer Garage leicht unschädlich gemacht werden.
  2. Trichtertests ergeben: Storch, Fasan und Kranich eignen sich hervorragend für foie gras, ihre Lebern sind gut zu stopfen. Und können in Zukunft gewinnbringend im Zoo-Restaurant als Amuse-Gueule verkauft werden.
  3. Die Flamingos sind wunderbar schwul. Magnifique!
Savoir-vivre im Opel-Zoo

 

SPIELPLATZ

Hier läuft bereits alles auf Hochtour de France. Die Froschwippe ist gut ausbalanciert und geht angenehm auf die Schenkel. Très bien! Beim Autoscooter spürt man wie in einem Peugeot 206 jeden Kieselstein, den man überfährt. Nur der Peugeot-Löwe muß noch fachgerecht an den Kühlerhauben montiert werden (Panzertape). Ebenfalls erfreulich: Überall gibt es Aschenbecher. Bon!

Vollgetankte Testpiloten im Geschwindigkeitsrausch
Gleich geht’s los: Peugeot-Safari durch den Opel -Zoo

 

ELEFANTEN AUS RÜSSELSHEIM

Merde! Und zwar große Haufen davon. Dieses Gehege ist nicht zukunftsfähig. Schwerfällige graue Boliden mit viel zu großem Wendekreis, vollkommen stadtuntauglich brauchen sie viel zuviel Raum, das kann auch die schöne Lederausstattung nicht wettmachen. Triste! Unser Business-Plan: Das Leder an Louis Vuitton, das Elfenbein an Cartier verschachern und das Areal für Brasserien, Bistros und Affenbordelle sinnvoll nutzen.

Plat principal: Stopfstorch
Maurice und Fabienne werten dieses Opel-Exemplar auf

 

DIVERSE VIERBEINER

Die deutsche Sprache klingt nach Völkermord und Erektionsproblemen, die französische nach Sex und joie de vivre. Als erste Maßnahme bringen wir neue Plaketten an den Tiergehegen an. Aus Trampeltier wird »Trompeltier«, aus Salzkatze wird »chat à la fleur de sel« und aus dem Prinz-Alfred-Hirsch wird ein »Louis-quatorze-cerf«. Hourra!

 

PONY- UND KAMELREITBAHN

Typisch allemand! Auf den Teststrecken gilt kein Tempolimit, die Tiere haben überall deutlich sichtbare Beulen und Kratzer und überhaupt unnötig viel Pferdestärken. Hier muß gedrosselt werden! Etwa mit einer provenzalischen Drosselpfanne und einem Glas vin rouge. Wir bewegen uns erschöpft ins Zoo-Restaurant »Sambesi« und geben dem Chefkoch erste Anweisungen.

Glücklicher Erbe: Gregor von Opel (3. v. l.)

 

CONCLUSION

Nach quatre heures Inspektion, dem Auskundschaften des letzten Winkels des ehem. Opel-Zoos, ist unser Peugeot-Team vollkommen erledigt und fährt mit Standgas auf dem letzten Tropfen. Unité herrscht aber darüber, daß es nicht schlimmer um das Gelände stehen könnte. Es braucht nicht weniger als eine französische Revolution, um den Park wieder profitable, beau und für eine breite Käuferschicht érotique zu machen. Die Flamingos sind ein guter Anfang, ziehen den Karren aber auch nicht einbeinig aus dem Sand. Lieber Herr Gregor von Opel, Sie kriegen noch eine Chance, aber wir kommen binnen eines Jahres wieder – und wollen dann erfreuliche résultats sehen! Oder die Guillotine kommt zum Einsatz – c’est la vie, chéri!

 

Moritz Hürtgen / Fabian Lichter

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt