Inhalt der Printausgabe
Todesfalle Kontaktanzeige
Mit mehr als 100 Partnerschaftsinseraten soll Wilfried W., der Sadist von Höxter, seit 2011 Frauen gesucht und gefunden haben, um sie dann gemeinsam mit seiner Partnerin zu quälen, in mindestens zwei Fällen zu Tode. Sollte man also am besten gar nicht mehr auf Liebesgesuche antworten? Doch. Man muß nur zwischen den Zeilen lesen. Achten Sie auf folgende Formulierungen und bleiben Sie länger heile!
Das Reizwort lautet »outdoortauglich«. Meint nämlich: »Dich würde ich gerne in eine Felsspalte stopfen oder unter einem Ameisenhaufen skelettieren lassen.«
Wie sich die gewünschte Konversation anhört, kann man sich denken: »Aïe,au secours, au secours! Je ne veux pas mourir!«
Was Ihnen der gereifte Gollum hier verspricht, ist sogar die Wahrheit: Er ist wirklich bereit zu geben (nämlich Ihnen Saures) und zu nehmen (ggf. Ihnen das Leben, wenn Sie sich nicht gut genug verstecken).
Was dieser Grusel-Pharao außer Horrorhäusern sonst noch so konstruiert, wollen Sie sich gar nicht ausmalen. Immerhin das Inaussichtstellen einer »gemeinen Zukunft« ist erfrischend ehrlich.
Natürlich können Sie sich bei diesem Akademiker (»Dr. Tod«) melden und die Tiefen des Gardasees hautnah erleben – mit einem Gewicht an den Füßen!
Vorsicht, das Wort »kabbeln« wird in S/M-Kreisen gern sehr großzügig ausgelegt! Die Tatsache, daß der Verbrecher offen auf seine Waffenaffinität hinweist (»Schütze«), wird er später vor Gericht als Strafmilderungsgrund heranziehen.
Völlig durchgeknallter Gottesfreak (erfindet Wörter wie »fervent«)! Was sich in genanntem Trinkbecher befindet, erfahren Ihre Hinterbliebenen zu gegebener Zeit aus dem toxikologischen Gutachten.
»Man lebt nur einmal«. Ergänze: …und zwar nicht mehr lange, wenn man auf diese Annonce antwortet.
Was sich wie humanistisch formulierte Lebenslust liest, sind nichts anderes als übermenschliche Mordphantasien: Der Inserent dieser Anzeige möchte Sie am liebsten abschlachten wie eine Python oder einen Zyklopen und Sie in seiner kybeleischen Höhle mit Wahnsinn schlagen.
Daß dieses »Terence-Hill-Double« keinen Fuck-Bud(dy) sucht, dürfte klar sein. Die erwartete Beziehung steht vielmehr unter dem Motto »Keiner haut wie Don Camillo«. Bzw. »Vier Fäuste für ein Halleluja«.
Achtung: heißt Frank!
Hier wird es dann schon mehr als dreist: Über diese Annonce sucht der Täter keine potentiellen Opfer, sondern zeigt den verzweifelten und/oder ahnungslosen Ermittlern eine lange Nase.
Torsten Gaitzsch